16. 9h Kyalami
Finale der IGTC 2019
23.11.2019

von Harald Gallinnis

Fotos : IGTC-Website

Rennen

Das 28 Wagen starke Feld macht sich bei sonnigen 28°C auf in die Einführungsrunde. Am Horizont drohen jedoch wieder grössere Wolkenfronten die mit massivem Regen für etwa die Rennmitte angekündigt sind. Matthieu Jaminet startet auf dem Frikadelli-Porsche von der Pole-Position neben Markus Winkelhock im Land Audi. Daninter bereiten sich Maxi Buhk im asiatischen Gruppe M-AMG und Richard Lietz im GPX-Porsche auf ein langes Rennen vor...

Start! Schon in der 2. Kurve gibt es ein grosses Drama für den meisterschaftsführenden Maxi Buhk im #999 GruppeM-AMG. Der Wagen im Mann Filter-Mamba-Design rollt vortriebslos aus und wird, nachdem Buhk ihn noch mal für wenige 100m wieder in Gang setzten kann, am Ende der 2. Boxengasse von der Strecke geschoben. Eine defekte Zündspule beendet das Rennen der AMG-Crew vorzeitig. Der Wagen wird wenige Zeit später als offizieller Ausfall bestätigt.

Nach 75 Minuten wird der südafrikanische Team Perfect Circle-Porsche mit einem technischen Problem in die Box geschoben. Das Team hat den selben Namen wie eine einheimische Porsche-Crew die in den 70ér Jahren das Rennen hier bestritt. Pilot Andre Bezuidenhout hatte das Rennen als kleiner Junge an der Strecke verfolgt und in den Folgejahren eine Motorsportliche Funktionärskarriere eingeschlagen die ihn bis in die Ränge eines FIA-Stewards voranbrachte. Mit der Reaktivierung des Teams und dem Einsatz hier erfüllt er sich einen Jungendtraum.

In den ersten Runden gibt es eine Porsche-Dreifachführung: Dennis Olsen im Frikadelli-Porsche führt vor Kevin Estre im GPX-Gulf-Porsche und Laurens Vanthoor im grünen Dinamic Racing Porsche. Dahinter muss sich Land-Pilot Winkelhock gegen Maxi Götz im SPS Performance AMG, Dane Cameron im Honda Team Motul NSX und die beiden KCMG-Nissans von Oliviera und Imperatori verteidigen.

Nach einem Ausritt aufgrund eines Kupplungsdefekts verschwindet auch der Garage 59 Aston von Chris Goodwin mit einem Frontschaden in der Garage. Nach etwa einer halben Stunde und 18 absolvierten Runden kann Kevin Estre im GPX-Porsche die Führung von Olsen im Frikadelli-Porsche übernehmen. Maxi Götz muss sich im Kampf um P5 Honda Pilot Cameron beugen.

Der viertplazierte  Winkelhock im Land Audi stoppt nach 62 Rennminuten in Runde 35. In Runde 36 kommt Vanthoor rein, übergibt an Earl Bamber und lässt neue Reifen aufziehen. Estre und Olsen folgen eine Runde später, hier übernehmen Richard Lietz und Matthieu Jaminet (#31) ebenfalls nach Reifenwechsel.

Bentley-Piot Jordan Pepper und Gary Paffett im Strakka AMG #44 haben keine Reifen gewechselt und führen nun 19 bzw 7s vor Lietz im GPX-Porsche. Vierter ist nach der ersten Boxenstoprunde Patrick Assenheimer im #6 Black Falcon AMG GT. Der wird allerdings nach wenigen Runden vom in den Dinamic-Porsche gewechselten Earl Bamber überholt.

Während Lietz sich in der Folge des aufrückenden Bamber im Dinamic-Porsche und des SPS AMG von Götz erwehren muss, können nach 90 Minuten Paffett und der einheimische Jordan Pepper an der Spitze ihren durch den eingesparten Reifenwechsel erhaltenen Vorsprung behaupten.

Nach 100 Rennminuten muss der Honda mit einem in den Kurven qualmenden Auspuff die Box ansteuern. Hier bahnt sich ein Motorenproblem an.  Wenig später wird der Wagen mit einem Defekt am Ölkreislauf als 2. Ausfall des Rennens verzeichnet. 

Kurz vor der 2h-Marke kommt der 2.plazierte Paffett an die Box und lässt neue Reifen aufziehen.

Nach erneut 35 Runden kommt der führende Jordan Pepper mit dem #107 Bentley an die Box und übergibt dabei an Maxime Soulet. Auch hier wird ein Satz neuer Pirellis aufgezogen. Land-Pilot Mies und Earl Bamber kommen in Runde 71 rein. Sowohl am Land Audi als auch am Dinamic-Porsche werden Reifen gewechselt. Die Audi Crew ist ein wenig schneller beim Boxenstop und man zieht dadurch am Porsche vorbei.

in Runde 74 kommen der Frikadelli-Porsche und der GPX-Porsche rein. Zeitgleich arbeitet sich Yelmer Buurmann im SPS-AMG am Dinamic-Porsche vorbei. Lietz im GPX-Porsche verzichtet auf den Reifenwechsel und versucht mit einem Doppelstint durchzukommen. Am Frikadelli-Porsche werden dagegen die Reifen gewechselt.

Nun führt GPX-Porsche Pilot Lietz vor dem Walkenhorst  BMW von Nicky Catsburg und dem #107 bentley von Maxime Soulet. Eine Untersuchung wird gegen den WRT-Audi eingeleitet, der bei seinem Stop die vorgegebene Mindeststandzeit unterschritten haben soll.

Nach 155 Rennminuten schlägt der südafrikanische Stradale Motorsport Lamborghini ausgangs der schnellen Mineshaft Kurve in die Streckeninneren Leitschienen ein. Zur Bergung des Wagens muss eine Full Course Yellow geschaltet werden. Der Führende Richard Lietz wird an die Box gerufen und fasst neuen Sprit sowie neue Reifen aus. Fast das gesamte Feld folgt unter der FCY-Phase seinem Beispiel. In Runde 90 kommt das SC auf die Strecke um das Feld für den Restart einzusammeln. Dieser erfolgt in Runde 94 nach 2h und 53 Minuten.

Beim Restart versucht der in den Strakka AMG gewechselte Trstan Vautier den hinter den in den GPX-Porsche gewechselten Führenden Michael Christensen zweitplazierten Christian Krognes in Crowthorne auszubremsen. Das läuft schief und der AMG fällt auf Platz 6 zurück und leistet sich obendrein einen Rempler gegen den 5.plazierten Frikadelli-Porsche.

Beide Audi bekommen nun Strafen für die nächsten Boxenstopps verhangen: WRT wegen der Unterschreitung der Mindeststandzeit und Land weil man bei einem Stop vergessen hatte den Wagen beim Tanken zu erden.

Zum Beginn der 3h-Marke verzeichnen wir den folgenden Zwischenstand an der Spitze:

Platz	Nr	Marke	Klasse	Team	Land	Runden
1	20		Overall	GPX Racing		98 Rd.
2	34		Overall	Walkenhorst Motorsport		1s
3	31		Overall	Frikadelli Racing Team		4s
4	12		Overall	Dinamic Motorsport		5s
5	44		Overall	Mercedes-AMG Team Strakka Racing		7s
6	107		Overall	Bentley Team M-Sport		8s
7	25		Overall	Audi Sport Team WRT		8s
8	35		Overall	KCMG		9s
9	18		Overall	KCMG		12s
10	911		Overall	KUS Team 75 Bernhard		12s
11	42		Overall	BMW Team Schnitzer		13s
12	10		Overall	Mercedes-AMG Team SPS Automotive Performance		14s
13	108		Overall	Bentley Team M-Sport		16s
14	6		Silver	Black Falcon		19s
15	62		Overall	R-Motorsport		22s
16	29		Overall	Audi Sport Team Land		26s

Eine erneute Full Course Yellow wird zur Bergung des AMG, der aufgrund seiner Schäden wohl als Aufall verzeichnet werden muss, notwendig. Mercedes hat nun nur noch ein Eisen im Kampf um Fahrer- und Hersteller-Titel im Feuer.

In Runde 102 kommt das SC auf die Strecke um das Feld einzusammeln. Diese SC Phase dauert etwas länger da sowohl die Leitplanke als auch die Reifenstapel Beschädigungen davon getragen haben. Unter dem SC wird der Perfect Cycle Porsche erneut in die Box geschoben. Ein defekter 3. Gang führt zum Ausfall der südafrikanischen Mannschaft.

Der 2. Restart erfolgt in Runde 111. Christensen führt, dahinter ringt Walkenhorst BMW Pilot Christian Krognes den nach den erneuten Boxenstopps zweitplatzierten Nick Tandy im Frikadelli-Porsche nieder. 

Kurz vor der 4h-Marke kann Krognes den Abstand auf den führenden Christensen im GPX-Porsche auf unter einer sekunde verringern.  Zur 5h  Marke findet auch der am Limit fahrende Nick Tandy im Frikadelli-Porsche Anschluss an die beiden Führenden.  Matt Campbell im Dinamic Racing Porsche und Schnitzer BMW-Pilot Sheldon van der Linde liegen mit 9s zw 13s Abstand ebenfalls noch in Schlagdistanz.

Der 5.plazierte Vautier rutscht kaum 5 Minuten wenig später noch einmal in den Crocodiles von der Strecke und stopft den Wagen in die Reifenstapel. Ein Bremsdefekt , wohlmöglich als Folge der leichten Karambolage mit dem Frikadelli-Porsche von Nick Tandy, wird als Ursache vermutet. 

Zur Rennhalbzeit läuft gerade die 5. Runde der Boxenstopps des Feldes, das durch die FCY-Phasen schon ziemlich auseinander gezogen worden ist. Der 5.plazierte Bentley von Andy Souccek erleidet auf dem Weg herunter zur Mineshaft-Kurve einen kapitalen Reifenschaden und kommt mit zerschredderten  Heckkotflügel in die Box.

Dann kommt es für die Porsche zu einem folgenschweren Zwischenfall: Im Verkehr kollidieren in der Leeukop-Kurve der erst- und zweitplazierte 911´er von Michael Christensen im GPX-Porsche und Nick Tandy im Frikadelli Porsche Beide drehen sich von der Strecke, was Yelmer Buurmann im SPS AMG nutzt um in die Führung durchzustechen. Beide können an die Box zurückkehren, müssen aber dort Reperaturen ausführen lassen. Der GPX-Porsche fällt auf P6 zurück.

Der Frikadelli-Porsche komt gar als nur als 12.ter wieder zurück auf die Strecke.Obendrein bekommt die Mannschaft später auch noch eine Durchfahrtsstrafe für die Kollision verhangen

Kurz vor der 3h-Marke legt sich nun langsam die Dunkelheit über den Kurs. Allerdings ziehen auch erste erkennbare Gewitterschauer mit Blitzschlägen in der Ferne auf.  Kurz vor der 6h-Marke erleidet der auf P12 zurückfallende Frederic Vervisch im WRT-Audi einen Reifenschaden

Genau zur 6h-Marke kommt der führende Estre an die Box. Noch 3 Sunden sind zu absolvieren. Wir verzeichnen nach gut 2/3 der Renndistanz - 5 Minuten nach dem Stop Estres - den folgenden Zwisichenstand:

Platz	Nr	Marke	Klasse	Team	Land	Runden
1	29		Overall	Audi Sport Team Land		195 Rd.
2	20		Overall	GPX Racing		25s
3	10		Overall	Mercedes-AMG Team SPS Automotive Performance		30s
4	34		Overall	Walkenhorst Motorsport		35s
5	18		Overall	KCMG		41s
6	42		Overall	BMW Team Schnitzer		46s
7	62		Overall	R-Motorsport		66s
8	12		Overall	Dinamic Motorsport		85s
9	31		Overall	Frikadelli Racing Team		86s
10	107		Overall	Bentley Team M-Sport		97s
11	911		Overall	KUS Team 75 Bernhard		194 Rd.
12	25		Overall	Audi Sport Team WRT		10s

Nur Minuten später - viele Teams sind schon zu einem zusätzlichen Stop an die Box gekommen - geht ein massiver Wolkenbruch über die Strecke nieder der alle Teams noch einmal an die Box zwingt um Regenreifen auszufassen. Die Rennleitung schickt in der Folge das SC auf die Strecke.

Nachdem der Regen zwischenzeitlich pausiert hatte geht unter dem SC ein erneuter Wolkenbruch nieder.  Dies wiederholt sich noch einige Male, so das auch 45 Minuten vor dem Rennende noch nicht sicher ist ob das Rennen noch einmal freigegeben werden kann.

Restart! Yelmer Buurmann im SPS-AMG liegt in Führung vor den GPX-Porsche von Lietz und dem Frikadelli-Porsche von Tandy. In der zweiten Runde kämpfen sich sowohl die beiden Porsche als auch der BMW von Nicky Catsburg am AMG von Buurmann vorbei. Damit würden sowohl die Fahrer als auch der Hersteller-Titel wieder an Porsche fallen.

Auch der führende Land Audi kommt in der mittlerweile eingebrochenen Dunkelheit wieder an die Box. Dadurch übernimmt Estre im Gulf-farbenen Porsche wieder die Spitze.

Im Kampf um P2 setzt sich hinter Estre der Walkenhorst-BMW von Mikkel Jensen gegen den SPS-AMG von Luca Stolz durch. Damit würde der BMW AMG-Pilot Maxi Götz einen Strich durch die Rechnung im Kampf um den IGTC-Pilotentitel 2019 machen.

Kurz vor der 2 1/2 Stunden-Marke verunfallt der Bentley #108 von Pilot Rodrigo Baptista und löst damit die vierte Full Course Yellow aus.

Doch 27 Minuten vor dem Rennende wird bekannt gegeben das das Rennen noch einmal freigegeben wird. Vorher noch muss der führende Schnitzer BMW eine Durchfahtsstrafe absolvieren und fällt damit an das Ende der Führungsrunde zurück. 10 Wagen liegen beim Restart noch in der Führungsrunde.

Tandy und Lietz tauschen in der 3. Runde nach der Rennfreigabe die Positionen um den Fahrertitel für Dennis Olsen abzusichern, der ebenfalls auf dem Frikadelli-Porsche fährt. Doch Walkenhorst-Pilot Catsburg ist auch noch im Spiel: Der BMW-Pilot kann den zweitplazierten Lietz überholen und macht sich nun auf die Jagd nach dem Führenden Tandy. Sollte der BMW das Renenn gewinnen dann würde Mercedes doch noch den Hersteller-Titel gewinnen!. 6 Minuten sind noch zu fahren...

Doch Tandy kann den Vorsprung behalten! Die Barweiler Mannschaft von Frikadelli Racing, die an diesem Wochenende massiv von der Manthey-Racing Mannschaft unterstützt wurde gewinnt die 16 Ausgabe der 9h von Kyalami, die nach 37 Jahren wieder in den Rennkalender als bedeutendes Langstreckenrennen zurück kehrt. Dennis Olsen, der damit den Fahrertitel der IGTC2019 gewinnt, Nick Tandy und Matthieu Jaminet holen den Sieg und damit auch den Herstellertitel für Porsche, der damit zum ersten Mal in der Geschichte der Meisterschaft nicht an Audi geht. Die Frikadelli-Crew holt den 5.Sieg eines Porsche in der Geschichte der 9h von Kyalami. Nur Ferrari hat mit 8 Siegen mehr Erfolge beim Klassiker erzielt.

Den zweiten Platz holt sich das Walkenhorst BMW-Trio Christian Krognes, Mikkel Jensen und Nicky Catsburg mit nur 6,7s Rückstand auf die Sieger. Damit stehen 2 VLN-Mannschaften beim Saisonabschluss der IGTC ganz oben auf dem Podium. Das Gesamtpodium komplettieren die Spa-Sieger von GPX Racing mit dem Trio Richard Lietz, Michael Christensen und Kevin Estre. Da der beste AMG, der SPS Automotive Performance AMG von Stolz/Götz/Buurmann nur 5. hinter dem Land Audi von Haase/Winkelhock/Mies wird, verliert Mercedes die Herstellerwertung gegen Porsche mit 133:126 Punkten. Dritte werden Audi mit 87 Punkten. 

Den Sieg in der Silver-Klasse holt sich mit Gesamtrang 13 der Lechner-Racing Porsche von Saul Hack, Lars Kern und Dylan Pereira vor den Teams von Black Falcon und WTM/Rinaldi. Die Pro-Am-Wertung gewinnt Das Walkenhorst Trio Henry Walkenhorst, Michel von Rooyen und Gennaro Bonnafede vor dem #43 Strakka Racing Wagen. Den Sieg in der AM-Wertung holt sich der einzige überlebende Wagen in der Klasse, der SPS Automotive Performance AMG von  Valentin Pierburg, Tim Torsten Müller  und Miguel Ramos. Auch der in der National-Klasse startetende Ferrari F458 der südafrikanischen Pablo Clark Mannschaft mit dem Trio Kishoor Pitamber , Leonard Charles Thompson  und Michael Stephen kommt als einziges einheimisches Team ins Ziel.