6h von Bahrein
30.11.2013

von Timo Schuhmacher & Harald Gallinnis
(Fotos: FIA-WEC, John Dagys, Porsche)

Porsches neue GTE-Einsatzwaffe ist gut eingeschlagen: die beiden Manthey Porsche in 2014´er Konfiguration haben die Doppel-Pole in der GTE-Pro erobern können. Der Wagen von Lieb/Lietz war etwa 0,2s schneller als der Aston-Martin Vantage GTE der Meisterschaftsführenden Stefan Mücke und Darren Turner.

Das bringt noch einmal Pfeffer in den Meisterschaftkampf, denn Lieb/Lietz könnten – Pech der Aston- und Ferrari-Crews vorausgesetzt – durchaus noch den Titel holen. Um dem entgegenzuwirken hat AF Corse vor dem Rennen die Titelkandidaten Gimmi Bruni und Giancarlo Fisicella getrennt auf beide Autos verteilt.

Die Pole in der GTE-Am-Klasse ging an den Young Driver AMR- Aston Martin Vantage GTE des dänischen Trios Nygaard, Poulsen und Thiim.

Toyota hat zum Ende der FIA Langstrecken Weltmeisterschafts-Saison die Doppel-Pole im letzten Qualifying der saison erzielt. Bei der letzten Vorstellung des TS030 starten die Wagen von Alexander Wurz, Nicolas Lapierre und Kazuki Nakajima sowie Anthony Davidson, Sbastian Buemi und Stephane Sarrazin mit Durchschnittszeiten von 1:42,449 bzw 1:42,781 aus der ersten Startreihe. Audi musste sich nach Shanghai erneut geschlagen geben, nur das man dort zumindest Startplatz 2 im Quali erzielen konnte. In Bahrein hingegen stehen beide Audi R18 e-tron Quattro des Audi Sport Team Joest in der zweiten Startreihe.

Hinter dem einsamen Rebellion Racing Lola auf P5 hat die Pecom racing Mannschaft von Pierre Kaffer, Nicolas Minassian und Luis Perez-Companc die Pole in der LMP2-Klasse. Die argentinische Mannschaft kommt bestens mit dem Kurs zurecht, konnte man doch im Vorjahr die Klasse auch im Rennen gewinnen. Hinter dem G-Drive ADR-Delta Oreca errang die Oak Racing Mannschaft mit dem in der Meisterschaft zurückliegenden Morgan #24 Startplatz 8 vor dem Greaves Motorsport-Zytek. Die Meisterschaftsführende Mannschaft der Franzosen startet morgen nur von Klassenrang 6. 

Der Start zum letzten WEC-Rennen 2013 verläuft nur an der Spitze ruhig, in der LMP2 gibt es einige kleinere Kollisionen. Als Folge fällt unter anderem Nicolas Minassian von der Pole-Position in der LMP2 zurück; Vitantinio Liuzzi im Lotus #31 steckt schon nach der zweiten Kurve im Kiesbett, für ihn ist das Rennen bereits beendet.

Nach Runde 1 können sich die beiden Toyota TS030 Hybrid an der Spitze ein wenig Luft verschaffen. In der GTE Pro gibt es kaum Änderungen, Patrick Pilet im IMSA-Porsche 911 RSR führt die Klasse mit den schnellsten Runden an, gefolgt vom 51er AF Corse-Ferrari und dem 97er Aston Martin.

In der GTE Pro fallen die Aston Martin langsam zurück, was laut Darren Turner an der Medium-Reifenmischung liegt – während die Konkurrenz auf harten Reifen fährt. Nach 17 Runden vermeldet Stefan Mücke in der #97 jedoch Graining auf der Hinterachse und Vibrationen beim Beschleunigen.

Beim Kampf um den Gesamtsieg kann die #1 von Benoit Treluyer das Tempo der Spitze nicht halten, erst nach dem Reifenwechsel kann Audi die Pace von Toyota mitgehen. Apropos Boxenstopp: Während Audi 25 Runden schafft, kommt Toyota auf 26 Runden, und verliert bei jedem Stopp 3-4 Sek. in der Boxengasse. Im Anschluss an die ersten Stopps dreht Treluyer Niclas Jönson im Krohn-Ferrari um und bekommt hierfür eine Verwarnung.

Zu Beginn von Runde 6 kommt es zur Kollision zwischen Dominik Kraihamer im Lotus T128 und Marc Lieb im Manthey-Porsche 911 RSR; Kraihamer dreht sich in Lieb und beschädigt dessen linkes Hinterrad und Teile des Bodyworks, der Porsche humpelt zur Box. Kraihamer muss den Lotus wegen Überhitzungsproblemen abstellen.

Beide Lotus sind damit schon aus dem Rennen. Nach einer späteren Aussage von Kraihamer zufolge ist die Aufhängung hinten links kollabiert und war Ursache für den Dreher.

Dahinter in der LMP2 holt Minassian langsam aber sicher wieder auf, zu Beginn von Runde 9 hat er sich wieder auf P2 nach vorne gearbeitet. Nach den ersten Überrundungen führen die beiden Toyotas 8,6 Sek. vor den Audi R18 e-tron Quattros.

In der GTE Am gibt es einen harten Kampf zwischen Jean-Karl Vernay im IMSA-Porsche und Nicki Thiim im Aston Martin, erst nach den ersten Stopps kann der Aston-Fahrer vorbeiziehen und davonfahren.

Stunde 1 ist gelaufen:

Platz	Nr	Auto	Klasse	Team	Land	Wagen	Runden
1	7		LMP1	Toyota Racing		Toyota TS030 Hybrid	34 Rd.
2	8		LMP1	Toyota Racing		Toyota TS030 Hybrid	2,152s
3	2		LMP1	Audi Sport Team Joest		Audi R18 e-Tron Quattro	12,606s
4	1		LMP1	Audi Sport Team Joest		Audi R18 e-Tron Quattro	25,709s
5	12		LMP1	Rebellion Racing		Lola B12/60-Toyota	33 Rd.
6	49		LMP2	Pecom Racing		Oreca 03-Nissan	31 Rd.
7	26		LMP2	G-Drive Racing		Oreca 03-Nissan	5,286s
8	41		LMP2	Greaves Motorsport		Zytek Z11SN-Nissan	19,549s
9	25		LMP2	Delta-ADR		Oreca 03-Nissan	25,844s
10	24		LMP2	Oak Racing		Morgan-Nissan	32,614s
11	35		LMP2	Oak Racing		Morgan-Nissan	82,755s
12	45		LMP2	Oak Racing		Morgan-Nissan	115,716s

Lietz kommentiert, er war vorsichtig am Start und habe daher 2 Positionen verloren. Die Aufhängung hat bei dem Treffer keinen Schaden genommen.

Während der Felbermayr-Porsche nach 39 Runden in die Box geschoben wird, rollt Nicolas Prost mit brennendem Toyota-Motor neben der Strecke aus; das Rebellion-Team gibt auf.

Während die Leuchten rund um die Strecke angeschaltet werden und es immer dunkler wird, steigt auch die Luftfeuchtigkeit an – von 56 % zu Beginn des Rennens auf mittlerweile 69 %.

Drama bei Toyota: Nachdem Alex Wurz komische Geräusche, Ölgeruch sowie nachlassende Leistung bemerkt hat, stellt er den Toyota ab. Später stellt sich heraus, dass er beim vorherigen Stopp Öl verloren hat, es scheint ein Problem mit dem Motor oder Getriebe zu geben. Der Toyota mit der #7 fällt aus!

Ried im Felbermayr-Porsche ist nach einem langen Stopp wieder unterwegs, wird aber bald von einem Aufhängungsschaden ereilt und gibt auf.

Während zu Beginn Porsche in der GTE Pro tonangebend war, ist von nun an Ferrari schneller unterwegs – wahrscheinlich kommt man mit den kühleren Temperaturen besser zu recht. Mücke/Turner sind im Aston Martin gut unterwegs, aber durch die 25 Runden-Stints gehandicapt.

Nach einem Dreifach-Stint von Minassian im Pecom-Oreca übernimmt Luis Perez Companc das Steuer – und verliert neben P1 in der Klasse in der Folge stetig Zeit auf den führenden Mike Conway. Der Greaves-Zytek von Jon Lancaster muss mit einem Reifenschaden einen zusätzlichen Stopp einlegen.

Nach technischen Problemen an der #7 ist nun auch die schon als Meister feststehende Mannschaft des Audis mit Kristensen/Duval/McNish betroffen: Duval rollt langsam um den Kurs und muss den R18 e-tron Quattro schließlich abstellen, es wird von Problemen am Getriebe berichtet.

Fässler geht beim folgenden Stopp das Risiko ein und wechselt nicht die Reifen – während Davidson nach seinem Stopp mit neuen Reifen gleich die schnellste Runde hinlegt.

3 Stunden sind absolviert. Zur Rennhalbzeit lautet der Stand an der Spitze wie folgt:

Die Stopps in der LMP2 bringen Minassian wieder in Führung.

Auch in der GTE Pro gibt es einen Wechsel an der Spitze, AF Corse führt nun vor Porsche und Aston Martin. Mücke/Turner fahren von Beginn an 25 Runden-Stints, während die Konkurrenz im Schnitt 30 Runden schafft.

An der Spitze kann wird Lapierre nach einem kleinen Ausritt aufgrund nachlassender Reifen von Buemi überholt; Der Audi von Lotterer/Fässler/Treluyer kommt nach den Boxenstopps immer besser in Fahrt.

Durch die Kollision am Start und dem notwendigen Boxenstopp fährt der Manthey-Porsche von Lieb/Lietz nicht mehr im Stopp-Rhythmus der Klassengegner, und kommt nach Runde 36 an die Box – ein 31 Runden-Stint.

2 Stunden sind gelaufen:

Platz	Nr	Auto	Klasse	Team	Land	Marke	Runden
12	51		GTE-Pro	AF Corse			57 Rd.
13	71		GTE-Pro	AF Corse			18,276s
14	95		GTE-Am	Aston Martin Racing			20,121s
15	91		GTE-Pro	Porsche AG Team Manthey			22,639s
16	99		GTE-Pro	Aston Martin Racing			35,053s
17	97		GTE-Pro	Aston Martin Racing			83,716s
18	81		GTE-Am	8Star Motorsports			84,100s
19	92		GTE-Pro	Porsche AG Team Manthey			56 Rd.
20	76		GTE-Am	IMSA Performance Matmut			5,123s
21	50		GTE-Am	Larbre Competition			111,152s

Platz	Nr	Auto	Klasse	Team	Land	Wagen	Runden
1	8		LMP1	Toyota Racing		Toyota TS030 Hybrid	105 Rd.
2	1		LMP1	Audi Sport Team Joest		Audi R18 e-Tron Quattro	17,076s
3	26		LMP2	G-Drive Racing		Oreca 03-Nissan	98 Rd.
4	49		LMP2	Pecom Racing		Oreca 03-Nissan	17,105s
5	24		LMP2	Oak Racing		Morgan-Nissan	42,912s
6	25		LMP2	Delta-ADR		Oreca 03-Nissan	75,911s
7	41		LMP2	Greaves Motorsport		Zytek Z11SN-Nissan	97 Rd.

Die #1 von Audi bekommt eine Durchfahrtstrafe ausgebrummt – nach Meinung von Sportchef Dr. Ullrich ungerechtfertigt. Durch die Drive Through und langsame Zeiten mit gebrauchten Reifen (3 Sek. Verlust/Runde) verliert Fässler viel Zeit, der Rückstand wächstt nun auf über eine Minute an. In der Folge funkt das Toyota-Team Anthony Davidson ins Auto: „No need to push.“ Und prompt schafft er in diesem Stint statt der üblichen 26 Runden eine weitere Runde. Einen Doppelstint versucht im weiteren Rennverlauf kein Team mehr.

Nachdem Perez Companc seinen Oreca an Pierre Kaffer übergeben hat, fährt dieser die schnellsten Zeiten in der Klasse und holt auf P3 liegend stetig auf die vor ihm platzierten Roman Rusinov (G-Drive Oreca) und Wolfgang Reip (Greaves Zytek) auf, und überholt schon nach 10 Runden den Zytek.

Stefan Mücke klagt über komische Geräusche und mangelnde Leistung, und stellt nach einer Inspektion in der Box das Fahrzeug  mit einem sich abzeichnenden Motorschaden ab.

4 Stunden sind gelaufen- der Stand bei den GTE präsentiert sich wie folgt:

Platz	Nr	Auto	Klasse	Team	Land	Marke	Runden
10	51		GTE-Pro	AF Corse			115 Rd.
11	91		GTE-Pro	Porsche AG Team Manthey			42,768s
12	99		GTE-Pro	Aston Martin Racing			72,26s
13	71		GTE-Pro	AF Corse			114 Rd.
14	92		GTE-Pro	Porsche AG Team Manthey			113 Rd.
15	95		GTE-Am	Aston Martin Racing			113 Rd.
16	81		GTE-Am	8Star Motorsports			17,196s
17	76		GTE-Am	IMSA Performance Matmut			68,189s
18	61		GTE-Am	AF Corse			74,675s
19	50		GTE-Am	Larbre Competition			115,096s
20	96		GTE-Am	Aston Martin Racing			110 Rd.

In der GTE Am liegt der Aston Martin mit Nygaard/Poulsen/Thiim weiter in Führung, der auf P4 liegende IMSA-Porsche mit Markus Palttala am Steuer wird in die Box geschoben.

Jamie Campbell-Walter im Aston Martin wird angewiesen, so schnell wie möglich zu fahren, um P3 und den möglichen Titel für das Team zu sichern – mit zwei Runden Rückstand und weniger als zwei verbleibende Rennstunden ein schwieriges Unterfangen. Er folgt dem Aufruf mit den schnellsten Rundenzeiten in der Klasse, 1-3 sek. schneller als der Rest.

Die LMP2 entscheidet G-Drive Racing für sich, auf Platz 3 kommt GT Academy-Sprößling Wolfgang Reip bei seinem ersten WEC-Rennen auf einen Podestplatz. Die OAK-Mannschaft von  Baguette/Gonzalez/Plowmann sichert sich mit Platz 4 den Meistertitel in der LMP2.

Die AF Corse-Besatzung Bruni/Vilander siegen in der GTE Pro vor der überzeugend aufgetretenen Evo-Ausbaustufe des Porsche 911 RSR und der zweiten AF Corse-Mannschaft. Durch die Fahrersplittung von AF Corse ist Gianmaria Bruni GTE-Meister, dieses Ergebnis dürfte seinen normalen Partner Giancarlo Fisichella weniger gefreut haben.

Aston Martin siegt mit Nygaard/Poulsen/Thiim in der GTE Am vor 8 Star und AF Corse. Mit Position 5 sichert sich Aston Martin zumindest den Titel für ihre Fahrer Jamie Campbell-Walter und Stuart Hall. Den Teamtitel verliert man jedoch auch hier nur denkbar knapp gegen die 8-Star-Mannschaft von Teambesitzer und Fahrer Vincente Potoliccio

Pierre Kaffer gerät während seiner Aufholjagd in Probleme: Er kommt zu schnell in die letzte Rechtskurve, fährt über den inneren Curb, dreht sich, und schlägt rückwärts in die Streckenbegrenzung ein. Kaffer rollt zur Bos, zusätzlich zur Beschädigung am Heck wird rechts vorne an der Bremse gearbeitet. Eine abgerissene Bremsleitung die durch einen aufgesammelten Klumpen Reifenabreibs losgeschlagen wurde war der Grund für den Abflug.

Zu dieser Zeit sind die Streckenbedingungen wohl auch am schwierigsten. Die Temperaturen haben sich zwar kaum geändert, aber innerhalb einer Stunde ist die Luftfeuchtigkeit von 65 % auf 81 % stark angestiegen, somit legt sich ein kleiner Wasserfilm über die Strecke und Curbs.

Noch eine Stunde zu fahren: nun kommt die gesamte GTE-Meute an die Box.

Platz	Nr	Auto	Klasse	Team	Land	Wagen	Runden
1	8		LMP1	Toyota Racing		Toyota TS030 Hybrid	166 Rd.
2	1		LMP1	Audi Sport Team Joest		Audi R18 e-Tron Quattro	63,775s
3	26		LMP2	G-Drive Racing		Oreca 03-Nissan	152 Rd.
4	24		LMP2	Oak Racing		Morgan-Nissan	48,15s
5	41		LMP2	Greaves Motorsport		Zytek Z11SN-Nissan	53,844s
6	35		LMP2	Oak Racing		Morgan-Nissan	150 Rd.
7	45		LMP2	Oak Racing		Morgan-Nissan	149 Rd.
8	25		LMP2	Delta-ADR		Oreca 03-Nissan	147 Rd.

Die GTE Pro wird zu diesem Zeitpunkt von Gianmaria Bruni im AF Corse-Ferrari beherrscht, er fährt die schnellsten Rennrunden und hat sich mittlerweile um 45 sek. vom nachfolgenden Porsche von Jörg Bergmeister abgesetzt.

Im Anschluss fährt Kamui Kobayashi im Ferrari die mit Abstand schnellste Rundenzeit der GTE Pro (1 Sek. schneller als der Rest!); Pedro Lamy muss auch den zweiten Aston Martin aus der Pro-Kategorie mit Motorschaden abstellen. Damit ist die Entscheidung in der GTE-Pro gefallen!

In der LMP1 demonstriert Lotterer mit der schnellsten Rennrunde nach dem letzten Stopp Audis Stärke. Sebastien Buemi beschwert sich über starke Vibrationen im Auto, fährt aber dennoch schnelle Rundenzeiten.

Am Ende gewinnt Toyota mit der Besatzung Davidson/Buemi/Sarrazin das WEC-Finale in Bahrain. Der Sieg war gegen Audi hart erkämpft. Letztlich haben wohl die Durchfahrtstrafe und der Versuch von Audi, den Reifen einen Doppelstint zuzumuten den Ausschlag gegeben.

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