6h von Fuji - 14.10.2012

von
Harald Gallinnis
(Fotos: FIA-WEC)

Zur vorletzten Runde der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft in Fuji ist weitestgehend wieder das auch schon beim letzten Lauf in Bahrein engagierte Feld erwartet. Lediglich der AF-Corse-Waltrip Ferrari fehlt, so das 27 Autos am Start stehen. Wichtigste Änderung ist das Oak Racing wieder seinen LMP1 anstelle des zeitweise eigesetzten zweiten LMP2 an den Start bringt. Der Wagen ist nach der Trennung von Motorenpartner Judd auf einen HPD-Motor umgerüstet worden. Zudem wird Lokalpatriot Takuma Sato die beiden Stammfahrer Betrand Baguette und Dominik Kraihamer auf dem Pescarolo ergänzen.

Nach dem ersten Sieg in Sao Paulo ist  Toyota heiß auf eine Widerholung beim Heimspiel des japanischen Herstellers. Audi ist derweil mit dem teaminternen Titelkampf des führenden Trios Fässler/Lotterer/Treluyer gegen McNish/Kristensen auf den beiden R18 e-tron Quatros beschäftigt. In der Privatteamwertung kann hingegen Rebellion Racing an diesem Wochenende mit einem 3. Platz schon alles für den Titel klar machen.

In der mit 10 Autos besetzten LMP2-Klasse führt im Titelkampf Starworks-Motorsport vor Pecom Racing. Wieder an Bord bei Lotus ist Mirco Schultis, der die letzte Runde krankheitsbedingt auslassen musste. In der GTE hat AF Corse trotz der Verringerung des Tankvolumens um 5l seit dem letzen Lauf den Titel schon in Bahrein fix machen können. Dafür ist es in der GTE-Am-Klasse am spannendsten wo Larbre Competition nach den Schwächen in den letzten Rennen nur noch einen 9-Punkte Vorsprung vor Felbermayr-Proton zu Buche stehen hat.

Nach dem Qualifying in Fuji erobert Toyota die Pole-Position. Mit einer 1:27,499 stellt Lokalmatador Kazuki Nakajima den TS030 Hybrid auf die Pole. Damit schlägt er den Audi R18 eTron von Meisterschaftsaspirant Benoit Treluyer um 2 Zehntelsekunden. Der widerum hat eine halbe Sekunde Vorsprung auf die Teamkollegen Kristensen/McNish.

Toyota hat doppelten Grund zum Feiern, da das Rebellion Racing-Team – auch ausgestattet mit Triebwerken des japanischen Herstellers – mit P4 durch Neel Jani seinerseits die Pole der Privatier-Teams erzielt. Damit gewinnt man das Prestigeduell gegen Honda die sich in Form der HPD-befeuerten Wagen von Strakka Racing, JRM-Motorsport und Oak Racing hinten anstellen müssen.

In der LMP2 erzielt Starworks-Motorsport die Pole durch Stephane Sarrazin. Man verweist den ADR-Delta Oreca von John Martin und den Lotus-Lola von Vitantonio Liuzzi auf die folgenden Startplätze. In den beiden GTE-Klassen erzielen der Felbermayr-Proton-Porsche von Lieb/Lietz und eine der Larbre Competition Corvettes die besten Startpositionen. Mückes Aston wird hingegen wegen des Nehmens einer Abkürzung seine Zeit gestrichen und der Aston an das Ende des feldes versetzt.

Bestes Wetter bei moderaten Temperaturen um die 16°C herrschen in Fuji als sich das Feld der 27 Wagen zum Start aufmacht. Volle Tribünen auf der Start-Zielgerade zeigen das Toyota zumindest nicht knauserig bei der Ausgabe von Karten für die Zuschauer war.

Kazuki Nakajima kann seine Pole beim Start in die Führung umsetzen während dahinter McNish Lotterer um P2 ausbeschleunigen kann. Nell Jani hat dagegen von P4 einen schlechten Start, verliert 4 Positionen und muss sich gegen Rennstart diese wieder mühsam zurück erkämpfen. In der LMP2 setzt sich der Lotus von Vitantonio Liuzzi anfänglich in die Führung gegen ADR und Starworks durch. In Runde 6 fällt Liuzzi jedoch nach dem Verlust eines frontflaps mit Untersteuern zurück, was zu einem kleinen Gerangel im LMP2-Feld führt und den ADR-Oreca von John Martin in die Führung bringt.AF Corse (Pro) und die Larbre-Corvette  #70 (Am) übernehmen die Klassenführungen bei den GTE.

Nach 25 Rennminuten setzt sich Lotterer um P2 im Verkehr gegen McNish durch. P4 hat zu diesem Zeitpunkt Neel Jani im Rebellion-Lola vor JRM-Pilot Dumbreck inne.

Vor der ersten Runde der Boxenstopps lautet die Reihung an der Spitze wie folgt:

Platz	Nr	Klasse	Auto	Team	Land	Abstand
1	7	LMP1		Toyota Racing		32 Rd.
2	1	LMP1		Audi Sport Team Joest		7s
3	2	LMP1		Audi Sport Team Joest		16s
4	12	LMP1		Rebellion Racing		70s
5	22	LMP1		JRM		75s
6	13	LMP1		Rebellion Racing		76s
7	21	LMP1		Strakka Racing		77s
8	15	LMP2		Oak Racing		91s
9	25	LMP2		ADR-Delta		1 Rd.
10	44	LMP2		Starworks-Motorsport		1s

Kristensen wechselt in den Audi #2, in dem McNish eine Begegnung der etwas robusteren Art mit dem Porsche von Marc Lieb hatte. Der in der LMP2 5.plazierte Signatech-Nissan #23 fällt beim ersten Stop wegen eines defekten Anlassers 7 Runden zurück. Ein Dreher für den ADR-Delta Oreca bleibt ohne Folgen für die Führungsposition in der LMP2. Der Pecom-Oreca von Minassian gerät in der Dunlop-Corner mit dem Gulf-Lola aneinander, wodurch sich beide Autos drehen. Der Greaves-Zytek dreht sich unabhängig davon in der ersten Kurve.

Nachdem auch bei den GTE die ersten Boxenstops absolviert sind führt weiter der AF-Corse F458 #51 vor dem Proton-Porsche. Lietz kann jedoch nach knapp 90 Rennminuten die Führung im Porsche übernehmen.  In der Am-Klasse liegen die Corvette #70 und der Proton-Porsche #88 mit ca 20s Abstand hintereinander. Ein Dreher lässt hier den Porsche jedoch weiter zurück fallen.

Bevor die zweite Runde der Boxenstops erneut mit dem Halt des Toyotas beginnt kann Nick Minassian in einem sehenswerten Manöver auf der Startgerade (4-wide!) P2 in der LMP2 mit dem Pecom-Oreca übernehmen. Lotterer verkürzt derweil den Rückstand auf den Toyota auf  8s.

Bei seinem 3.Boxenstop wird der Oak-Pescarolo mit einem Problem am Antriebsstrang und einem streikenden Anlasser in die Box geschoben. Ein Dreher wird unterdessen beim Starworks-HPD von Ryan Dalziel eingangs der 100R-Corner notiert.

Toyota erobert die Führung erneut nachdem man gegenüber Audi auf den Reifenwechsel verzichtet. Knapp unter 20s beträgt anfangs die Führung.

Ein Blick in die GTE-Klasse zur Rennhalbzeit sei uns gestattet:

Platz	Nr	Klasse	Auto	Team	Land	Runden
17	77	GTE-Pro		Felbermayr-Proton		105
18	51	GTE-Pro		AF-Corse		104
20	97	GTE-Pro		Aston Martin Racing		104
21	71	GTE-Pro		AF-Corse		104
22	50	GTE-Am		Larbre Competition		103
23	57	GTE-Am		Krohn Racing		101
24	88	GTE-Am		Felbermayr-Proton		101
25	70	GTE-Am		Larbre Competition		100
27	55	GTE-Am		JWA-Avila		99

Vor dem Beginn der 2. Runde der Stops sortiert sich die Spitze wie folgt:

Platz	Nr	Klasse	Auto	Team	Land	Abstand
1	7	LMP1		Toyota Racing		61 Rd.
2	1	LMP1		Audi Sport Team Joest		8s
3	2	LMP1		Audi Sport Team Joest		48s
4	12	LMP1		Rebellion Racing		1 Rd.
5	21	LMP1		Strakka Racing		30s
6	22	LMP1		JRM		55s
7	13	LMP1		Rebellion Racing		70s
8	15	LMP2		Oak Racing		2 Rd.
9	25	LMP2		ADR-Delta		3 Rd.
10	49	LMP2		Pecom Racing		13s

Lotterer hat in seinem 2. Stint einiges auf den Toyota gut machen können - unterstützt von dem Fakt das Audi keine Reifen am R18 gewechselt hat. Benoit Treluyer schnallt sich nun ins Auto. Zur 2h Marke hat der Franzose auf seinen Landsmann Lapierre im führenden Toyota den Rückstand auf 3s eingedampft. Als Lapierre sich in der Panasonic-Corner beim Überrunden eines Proton-Porsche verbremst kann der Audi die Führung übernehmen.

In der LMP2 führt kurz vor den 3 Stops der ADR-Delta Oreca vor dem #24 Oak-Morgan und dem #32 Lotus. Als Lapierre ein hasardeur-Manöver in der Panasonic-Kurve gegen Treluyer versucht geht es fast schief.

Kurz vor der 3. Runde der Boxenstops, die Toyota in Runde 94 eröffnet, notiert man die nachstehende Reihung an der Spitze :

Platz	Nr	Klasse	Auto	Team	Land	Abstand
1	1	LMP1		Audi Sport Team Joest		91 Rd.
2	7	LMP1		Toyota Racing		2s
3	2	LMP1		Audi Sport Team Joest		59s
4	12	LMP1		Rebellion Racing		2 Rd.
5	22	LMP1		JRM		22s
6	21	LMP1		Strakka Racing		30s
7	13	LMP1		Rebellion Racing		3 Rd.
8	15	LMP2		Oak Racing		42s
9	25	LMP2		ADR-Delta		6 Rd.
10	24	LMP2		Oak Racing		23s

10 Minuten nach der Rennhalbzeit kollidiert der 2.plazierte Treluyer in der Dunlop-Corner mit dem Aston von Stefan Mücke. Der Unterboden am R18 wird beschädigt was einen zusätzlichen Stop an der #1 notwendig macht. Audi setzt lediglich eine neue Nase auf das beschädigte Auto und schnallt Marcel Fässler in das Auto. Toyota kommt parallel zum regulären Stop rein. Wegen der auf der Strecke liegenden Trümmerteile in der Dunlop-Corner schickt die Rennleitung die beiden Safety-Cars auf die Strecke. 

McNish kommt unter dem SC in die Box, muss aber am Ende der Boxengasse auf das Erlöschen der roten Ampel warten.

Nach dem Restart siht man das die Audis nicht von dem SC profitieren konnten. Hinter dem 2. SC hat Toyota sich einen Vorsprung von ca. 25s auf den Wagen von Fässler  sichern können. Der vergrössert sich noch als die #1 eine Stop&Go wegen des Unfalls mit dem Aston bekommt. Dadurch übernimmt der 50s hinter dem Toyota liegende McNish im zweiten R18 P2. Der rempelt in einem ähnlichen Zwischenfall wie zuvor Treluyer den Starworks-HPD in der DunlopCorner an.  Beide Wagen setzten die Fahrt ohne Dreher fort.

In der LMP2 führt zu Beginn der 5.ten Rennstunde nach wie vor der ADR-Delta-Oreca 30s vor dem Starworks-HPD und 50s vor dem Lotus #32. In der GTE-Pro führt der Proton-Porsche 15s vor dem AF-Corse-Ferrari #51. Die Am-Kategorie führt Larbre mit der #50 vor dem Proton-Porsche mit über einer Runde Vorsprung an. In der LMP1-Privatier-Wertung liegt nach wie vor der #12 Rebellion-Lola  vorn.

100 Minuten vor dem Rennende lässt Kristensen im Audi Teamkollege Lotterer in Turn 1 um P2 passieren. Beide Audi liegen 80s hinter dem Toyota, der nach seinem 4.ten Stop noch 2 volle Tankstops braucht während die Audi einen vllen Service und einen Splash & Dash gegen Ende benötigen. Gleichzeitig werden erste Regentropfen auf der Strecke gemeldet. Noch sind 26 Autos auf der Strecke. Lediglich der Lotus-Lola von Thomas Holzer und Mirco Schultis steht seit der 139.ten Runde an der Box.

Beim letzten Stop hat das Pecom-Team einige elektrische Probleme. Man verliert 1 1/2 Runden und den Anschluss an die LMP2-Podiumsplätze. Starworks und  Oak Racing  streiten sich nun um die verbliebenen Podiumsränge. Die Teams von Lotus (#32) und Gulf Racing Middle East kassieren Stop& Go´s wegen diverser Rangeleien mit Konkurrenten.

Nach den 5. Stops wird folgende Reihenfolge notiert:

Platz	Nr	Klasse	Auto	Team	Land	Abstand
1	7	LMP1		Toyota Racing		188 Rd.
2	1	LMP1		Audi Sport Team Joest		61s
3	2	LMP1		Audi Sport Team Joest		1 Rd.
4	12	LMP1		Rebellion Racing		5 Rd
5	22	LMP1		JRM		6 Rd.
6	13	LMP1		Rebellion Racing		7 Rd.
7	21	LMP1		Strakka Racing		14s
8	25	LMP2		ADR-Delta		12 Rd.
9	44	LMP2		Starworks-Motorsport		29s
10	49	LMP2		Pecom Racing		33s

JRM-Racing muss nach mehreren Remplern der Werksautos eine neue Heckabdeckung ausfassen - das zementiert den 4. Rang der Rebellion-Truppe.
18 Minuten vor dem Rennende kommt Toyota zum anvisierten Splash & Dash rein. Danach liegen nur 6s zwischen dem TS030 und dem schnellsten Audi. Doch Nakajima kann den japanischen Werksboliden wieder auf Distanz zu den Audis bringen. Die müssen sich am Ende geschlagen geben. Vor den begeisterten Zuschauern bringt Nakajima den Wagen nach 6h Renndistanz beim Heimrennen als Sieger über die Ziellinie.  Lotterer, Fässler & Treluyer erringen für Audi mit nur 11s Rückstand vor ihren Teamkollegen Kristensen/McNish Rang 2. Der 4. Rang von Rebellion Racing sollte zum vorzeitigen Gewinn der LMP1-Privatteamtrophy genügen.

In der LMP2 gelingt ADR-Delta ein Start-Ziel-Sieg. Auch hier steht mit Shinji Nakano ein Lokalmatador auf dem Siegertreppchen ganz oben. Der 2.Platz reicht Starworks Motorsport zum vorzeitigen Gewinn der LMP2-Team-Trophy 2012.  Den dritten Rang belegt Oak Racing.

In der GTE-Pro machen Marc Lieb und Richard Lietz den Sieg klar. Die schon seit Bahrein feststehenden Champions Bruni/Fisicella müssen sich mit P2 begnügen. Mücke/Turner fahren mit dem Podium für Aston zusätzliche Punkte ein. Die GTE-Am gewinnt die Larbre-Corvette #50 vor dem Krohn Racing Ferrari und dem Proton Porsche, was die französische Corvette-Mannschaft für das Finale in 2 Wochen in Shanghai in eine gute Ausgangsposition bringt.