120 km südöstlich von Berlin und nur 50 km nördlich von Dresden und 40 km südwestlich von Cottbus, mitten in der Lausitz liegt der Lausitzring. Die unmittelbare Nähe zum Motorsport-Land Sachsen ist ein Vorteil, wenn es darum geht in der dünn besiedelten Region zwischen Berlin und Dresden, die Tribünen zu füllen. Sachsen hat eine jahrzehntelange und große Motorsporttradition. Und die Sachsen pilgern gern an die Rennstrecken. Vor allem an den Sachsenring und an den Lausitzring.

Bereits in der DDR in den 80er Jahren geplant – als Konkurrenz zum Hungaroring und zu Brünn. Auch die DDR wollte neben den bekannten Naturrennstrecken (Sachsenring, Schleizer Dreieck u.a.) eine permanente Strecke international und devisenbringend betreiben. Erbaut erst nach der „Wende“ in den 90er Jahren. 158 Millionen Euro wurden seinerzeit investiert, davon 123 Millionen Euro vom Land Brandenburg. In rekultivierten Folgelandschaften des Braunkohlen-Tagebaues. Fertiggestellt und eröffnet im Jahr 2000 in unmittelbarer Nähe zur großflächigen Lausitzer Seenlandschaft. Den von der ortsansässigen Bevölkerung ungeliebten Namen „Eurospeedway Lausitz“ hat man mittlerweile zum Glück abgelegt. Unterschiedlichste Streckenvarianten, darunter ein Oval für Auftritte nordamerikanischer Rennserien bieten eine Vielzahl Möglichkeiten Automobil- und Motorrad-Rennsport zu betreiben. Die ADAC GT Masters ist inzwischen regelmäßiger Gast bei dieser vom ADAC Berlin-Brandenburg ausgerichteten Veranstaltung.

Es gab auch Premiere für das ADAC GT Masters: Vom Hochgeschwindigkeits-Ovalkurs des Lausitzring – einst für Formel-Rennwagen der nordamerikanischen Champ Car Serie mit ihren bis zu 1000 PS starken 2,7-Liter-V8-Turbomotoren gebaut - kennen die ADAC GT Masters Fahrer, wie die Fahrer anderer Rennserien auch, den Turn 3 - die Zieleingangskurve. Erstmals wurde auch der Oval Turn 2 befahren, allerdings nur in einer zweiten Einführungsrunde. Um zu gewährleisten, dass die knapp 40 rund 500 PS starken Rennwagen der FIA-Gr.GT3 eine optimale Startformation aufnehmen, ließ die Rennleitung das Feld in einer zweiten Einführungsrunde durch Turn 2 die Startpositionen beziehen. Ein klein wenig Atmosphäre wie bei den Boliden der nordamerikanischen NASCAR im ADAC GT Masters. Es war beeindruckend und machte Lust auf mehr.

Die Lausitz ist bekannt für sehr trockene und warme Sommer. Dem wurde das Wetter beim GT Masters in jedem Fall gerecht: Sonne satt, auch wenn nicht für alle Teams die Sonne schien. Zwei lange Safety-Car-Phasen prägten das erste von zwei ADAC GT Masters-Rennen auf dem Lausitzring. Von den beiden Rennunterbrechungen ließen sich Christian Engelhart und Nick Tandy im Porsche 911 GT3 R von Schütz Motorsport nicht beeindrucken.

Andreas Wirth in der Callaway Competition Corvette war in der Startrunde von einem Gegner umgedreht worden und dann mit dem Mamerow Audi R8 LMS von Christoper Haase kollidiert.

Nach dem Neustart blieb Engelhart an der Spitze. Kurz vor dem Öffnen des Boxenstopp-Fensters ging dann das Safety-Car nach einem Unfall von Christoph Schrezenmeier im GT3 Kasko Porsche 911 GT3 R abermals auf die Strecke. Schrezenmeier blieb glücklicherweise unverletzt. Die Bergung von Fahrer und Fahrzeug dauerte aber so lange, daß das Rennen erst 13 Minuten vor Rennende wieder freigeben wurde.

Wie im Gespräch mit dem äußerst motorsporterfahrenen Rennarzt am Lausitzring zu erfahren war, ging man in jedem Fall auf Nummer Sicher. Der eigentliche Unfallhergang war zwar nicht so dramatisch, wohl aber der seitliche Einschlag mit der Fahrerseite gegen die massive Betonmauer. Um auf mögliche Rückenverletzungen reagieren zu können, mußte die Bergung des Fahrers entsprechend umsichtig erfolgen. Glücklicherweise waren die Folgen für den Fahrer ohne nachhaltige gesundheitliche Konsequenzen.

Die letzte knappe Viertelstunde entwickelte sich dann zu einem Sprintrennen, daß mit einem Sieg für Engelhart / Tandy (Schütz Motorsport) auf Porsche 911 GT3 R endete. Rang 2 ging an Asch / Götz (MS Racing) auf Mercedes SLS AMG GT3 vor Armindo / Renauer (Frogreen) auf Porsche 911 GT3 R. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand ahnen, daß Rennen 2 am Sonntag dieselben Sieger sehen würde.

Wie schnitten die mitteldeutschen Teams ab, für die es quasi das dritte Heimrennen in dieser Saison war? Claudia Hürtgen und Dominik Schwager im BMW Z4 GT3 von Schubert Motorsport aus Oschersleben in der Magdeburger Börder fuhren im 1. Rennen auf P8.

SMS Seyffarth Motorsport aus Querfurt im Saalekreis bei Halle mit Jan Seyffarth und Karl Wendlinger im Mercedes SLS AMG GT3 mußte sich im 1. Rennen mit Rang 27 begnügen.

Philip Geipel und Max Sandritter kamen im bulligen Chevrolet Camaro GT3 von YACO Racing aus Plauen im sächsischen Vogtland sahen im 1. Rennen leider nicht die Zielflagge. Carsten Seifert aus Dresden sah bei seinem Heimrennen an der Seite von Gottfried Grasser im Lamborghini Gallardo LP600+ im 1. Rennen leider nicht die Zielflagge.

Kraftakt beim Heimspiel: Mit einer regelrechten „Nacht-und Nebel-Aktion“ stellte Schulze Motorsport den Start mit dem Nissan GT-R beim Heimrennen auf dem Lausitzring sicher. Nach einem Defekt an der hinteren Radaufhängung im Zeittraining schien das Rennwochenende mangels Ersatzteilen gelaufen. In der Nacht vor dem 1. Rennen wurden jedoch die benötigten Teile per Express aus Großbritannien geliefert, um 11.00 Uhr traf die Lieferung an der Rennstrecke ein. In nur 60 Minuten machte Schulze Motorsport den Nissan GT-R wieder fit, genau um 12.05 Uhr mit dem Öffnen der Boxengasse rollte der Nippon-Racer in die Startaufstellung. Die Brüder Tobias und Michael Schulze dankten ihrem Team mit Rang 22 im 1. Rennen. Ein tolles Ergebnis nach diesem Drama im Vorfeld des Rennens für Tobias und Michael Schulze im Nissan GT-R GT3 von Schulze Motorsport aus Tagewerben bei Weißenfels im Burgenlandkreis.

Licht für die Einen, Schatten für die Anderen: Swen Dolenc und Martin Ragginger (Fach Auto Tech) im Porsche 911 GT3 R büßten in einem Krimi-Finale nur zwei Runden vor dem Rennende den bereits sicher geglaubten Sieg ein. Von ihrem Pech profitierten Christian Engelhart und Nick Tandy, (Schütz Motorsport), die im Porsche 911 GT3 R die Führung übernahmen und ihren Triumph aus Rennen 1 wiederholten. Dahinter erkämpften sich Claudia Hürtgen und Dominik Schwager (Schubert Motorsport) im BMW Z4 GT3 vor der Corvette von Daniel Keilwitz und Diego Alessi (Callaway Competition) den zweiten Platz. In einem spannenden Zieleinlauf kamen die ersten fünf Fahrzeuge innerhalb von nur 2,4 Sekunden ins Ziel.

Dabei sah bis kurz vor Rennende alles nach einem souveränen Start-Ziel-Sieg des Porsche 911 GT3 R von Dolenc / Ragginger aus. Bis zum Boxenstopp mit Fahrerwechsel auf Dolenc baute Ragginger ein Polster von fast sieben Sekunden auf, während sich dahinter Nick Tandy (Schütz Motorsport / Porsche 911 GT3 R) und Maximilian Götz (MS Racing Team / Mercedes SLS AMG GT3) ein rundenlanges Duell um den zweiten Platz lieferten.

 Nach dem Fahrerwechsel im führenden Porsche beeindruckte Dolenc. Der Tabellenführer der Amateurwertung kontrollierte den Vorsprung und fuhr seinem größten Erfolg im ADAC GT Masters entgegen. Doch der erwartete Erfolg verwandelte sich in riesige Enttäuschung, als Dolenc in der vorletzten Runde in das Kiesbett rutschte. Christian Engelhart, der den zweiten Platz zuvor erst gegen Sebastian Asch (MS Racing Team / Mercedes SLS AMG GT3) und anschließend gegen Claudia Hürtgen (Schubert Motorsport / BMW Z4 GT3) verteidigte, übernahm die Spitze und ließ sich den vierten Saisonsieg nicht mehr nehmen.

Engelhart (Schütz Motorsport / Porsche 911 GT3 R) übernahm damit auch die Führung in der Meisterschaft vor den punktgleichen Asch / Götz (MS Racing Team / Mercedes SLS AMG GT3) und Nick Tandy (Schütz Motorsport / Porsche 911 GT3 R).  Auf Rang 4 die punktgleichen Keilwitz / Alessi (Callaway Competition / Corvette GT3).

In der Teamwertung führt das Team Geyer&Weining EDV-Unternehmensberatung Schütz Motorsport vor Callaway Competition und kfzteile24 MS Racing Team. Swen Dolenc (Fach Auto Tech / Porsche 911 GT3 R) ist nach wie vor der Führende in der Amateurwertung.

Wie schnitten die mitteldeutschen Teams ab? Claudia Hürtgen und Dominik Schwager im BMW Z4 GT3 gelnag im 2. Rennen ein sauber und hart erkämpfter 2. Platz. Zum dritten Mal in dieser Saison P2. Claudia Hürtgen und Dominik Schwager liegen somit auf Rang 7 der Meisterschaft. Im 2. Rennen gab es für den Schulze-Nissan leider keine Zielflagge. Für den SMS Seyffarth Mercedes SLS AMG GT3 ging es auf Rang 23. Philip Geipel und Max Sandritter kamen im bulligen Chevrolet Camaro GT3 von YACO Racing auf P21. Carsten Seifert aus Dresden sah bei seinem Heimrennen an der Seite von Gottfried Grasser im Lamborghini Gallardo LP600+ im 1. Rennen leider nicht die Zielflagge. Rennen 2 brachte am Ziel Rang 24.

Mit einem Besucherrekord der ADAC Masters Weekends auf dem Lausitzring ist die diesjährige Auflage zu Ende gegangen. Zu der dreitägigen Veranstaltung kamen insgesamt 18.500 Motorsport-Freunde, wie die Veranstalter am Sonntagabend mitteilten.

Zwei Rennwochenenden der ADAC GT Masters stehen 2012 noch aus. Vom 14. bis 16. September gastiert die deutsche Rennserie für Rennwagen der FIA-Gr.GT3 zum zweiten Mal in dieser Saison auf dem Nürburgring in der Eifel und vom 28. bis 30.September im badischen Hockenheim.