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Porsche-Michelin-Supercup 22.5.2005 Monaco:
Huismann gewinnt Prestigelauf

von Guido Quirmbach - Fotos: PorscheAG

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Ein Porsche in Monaco ist sicherlich nichts besonderes. Aber gleich 18 Porsche 997 GT3 Cup hintereinander sieht auch der gemeine Monegasse selten. Einer der schnellsten der ohnehin seltenen Art der Monegassen ist Stèphane Ortelli. Dieser Ortelli ist eine ganz große Nummer im Sportwagensport. Er gewann in seiner langen Karriere bereits die 24h von Le Mans und Spa, wurde FIA-GT-Champion und konnte auch schon den Supercup für sich entscheiden. Vor vier Wochen bewies er mit einem fehlerfreien und schnellen Stint über annähernd vier Stunden beim 1000km-Rennen in Spa in einem Audi R8, welche Klasse der heute 35-jährige noch hat.


So galt er für viele als Favorit beim dritten Wertungslauf zum diesjährigen Porsche-Michelin-Supercup in Monaco, den er als Gaststarter der Porsche AG bestritt. Denn Ortelli hat nicht nur auf dem Stadtkurs bereits Supercup-Rennen gewonnen, er war auch erfolgreich sowohl mit dem 996 Cup als auch mit dem GT3 RSR. Der 997 Cup, den man irgendwie dazwischen ansiedeln kann, müsste ihm also wie auf den Leib geschneidert sein.


Im Training wurde Ortelli dem Favoritenanspruch gerecht, er stellte seinen Pole Position. Jedenfalls bis Sekunden vor Ende des Trainings, dann setzte Patrick Huismann (NL) noch einen drauf und verdrängte Ortelli vom Platz an der Sonne. Huismann hatte den Supercup viermal gewonnen, zuletzt 2000. Nach mehr oder weniger erfolgreichen Ausflügen in die DTM und GT-Szene kehrte der 2004 in den Supercup zurück. Dort allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Huismann schob dies vor allem auf das Auto, in einem Markenpokal gilt dies allerdings zunächst als gern gebräuchliche Ausrede. Spätestens in Monaco aber konnte der Niederländer allen beweisen, dass es keine Ausrede war.

Beim Start setzte sich Huismann gleich vor seinen Teamkollegen aus dem Lechner-Team Alessandro Zampedri, der sich innen neben den schlecht gestarteten Ortelli setzte. Dieser gab allerdings nicht nach und erkämpfte sich außen in St. Devote seinen Platz zurück. Es folgten David Saelens (B), Richard Westbrook (GB) und Richard Lietz (A).

Monaco TipTop

Fabrice Walfisch(F) hatte einen guten Start und setzte sich auf Rang sieben zwischen die  beiden tolimit-Autos. Christian Menzel (Kelberg) als auch Teamkollege Richard Lietz tun sich insgesamt noch schwer, den 997 in der kürze eines Trainings im Supercup perfekt abzustimmen.  


Es folgte eine Prozession, wie sie auf dem engen Stadtkurs von Monte Carlo üblich ist. Ortelli war zu Beginn zwar schneller als Huismann, fand aber keinen Weg vorbei. In der dritten Runde probierte er es vor der Hafenschikane, aber war zu schnell und zwang sich als auch den führenden Huismann in den Notausgang. Beide blieben vorn, allerdings verlor Ortelli deutlich Zeit durch seine etwas optimistische Aktion.


Der Gastfahrer versuchte nun, die Lücke wieder zu schließen, tat sich aber damit schwerer als in den ersten Runden, als er deutlich schneller als Huismann war. Im Gegenteil, zur Rennhalbzeit konnte Huismann, seine Reifen wohl am besten eingeteilt hatte, den Vorsprung kontinuierlich ausbauen. Ortelli seinerseits bekam nun Druck von hinten, Alessandro Zampedri kam immer näher, Ortelli jedoch verteidigte seine Position. Dadurch gelang es auch David Saelens vom Team Kadach, aufzuschließen. Und dieser probierte dann auch einen kleinen Gewaltakt und wählte einen Formel1-ähnlichen Bremspunkt nach dem Tunnel. Auf Zampedri zuschliddernd wich Saelens erst in die linke Leitplanke aus, bei zurückprallen nutzte er den Porsche des Barcelona-Siegers als Prellbock. Dabei stieg der Kadach-Porsche in 45°-Winkel seitlich auf und riss dem Lechner-Auto den Türgriff ab. Zampedris Tür schloß in den letzten Runden nicht mehr, ansonsten ging der Vorfall für beide glimpflich aus. Richard Westbrook witterte nun seine Chance und griff Saelens  in der Loews-Haarnadel an, der Angriff endete aber in einem Umdrehen, bei dem auch Richard Lietz noch vorbeischlüpfen konnte.


Vorn ließ sich Patrick Huismann seinen ersten Supercup-Sieg seit fünf Jahren nicht mehr nehmen und gewann vor Stèphane Ortelli und Alessandro Zampedri. Dahinter Westbrook, Lietz, Saelens, Walfisch, Menzel und Tim Bergmeister (Langenfeld), der damit bei allen Rennen der Saison in den Top-10 blieb. Da Ortelli keine Punkte bekommt, erreichte das Lechner-Team diesmal sogar einen Dreifach-Sieg bei den Punkten. Huismann reist nun mit 56 Punkten weiter als Tabellenführer zum Nürburgring vor Westbrook, der 48 Zähler hat. In der Teamwertung liegen beide Lechner-Teams deutlich vor tolimit.


Da die Wagen vor heftigen Abflügen weitgehend verschont blieben, werden die meisten Transporter den Weg zum Nürburgring ohne Umweg über die heimische Werkstatt antreten, denn dort steht bereits am kommenden Freitag das erste Training zum nächsten Rennen an.

Podium Monaco

Stimmen nach dem Rennen:

Patrick Huisman (Sieger): "Das war kein einfacher Sieg. Mein Auto hatten wir konservativ abgestimmt, so dass es in der Anfangsphase mühsam war, Ortelli hinter mir zu halten. Aber etwa ab Halbdistanz schien Stéphane sein Pulver verschossen zu haben, ich konnte mich absetzen. Ich bin sehr, sehr froh. Denn als ich 2004 gar nichts gewann gab es nicht wenige, die schon an mir zweifelten. Ich denke, ich melde mich 2005 zurück."

Stéphane Ortelli (Platz zwei): "In Runde vier setzte ich mich in der Schikane neben Patrick. Er musste abkürzen, um mir nicht in das Auto zu fahren, ich verlor den Anschluss an ihn. Dann habe ich sehr hart fahren müssen, um wieder an Patrick heranzukommen. Das haben meine Reifen übelgenommen."

Alessandro Zampedri (Platz drei): "Ich weiß nicht, was Saelens da im Kopf hatte. Plötzlich fuhr er über mein Auto weg! Das ganze Wochenende war für mich sehr hart; vom freien Training bis zur karierten Flagge heute. Ich bin froh, die Punkte für Platz zwei mitzunehmen, denn Stéphane kann als Gastfahrer nicht punkten. Nächste Woche sind wir am Nürburgring. Die Strecke liegt mir nicht, aber ich werde alles tun, um Richard Westbrook von Platz zwei der Fahrer-Wertung zu verdrängen."
 

Rennergebnis:

1. Patrick Huisman (NL), Lechner Racing School Team 1, 16 Runden in 26.29.214 Minuten (= 121.056 km/h);
2. Stéphane Ortelli (MC), Porsche AG, 4.360 Sekunden zurück;
3. Alessandro Zampedri (I), Lechner Racing School Team 1, 6.142;
4. Richard Westbrook (GB), Lechner Racing School Team 2, 6.994;
5. Richard Lietz (A), Tolimit Motorsport, 18.435;
6. David Saelens (B), Pro Futura Racing Team Kadach, 22.594;
7. Fabrice Walfisch (F), Pro Futura Racing Team Kadach, 22.895;
8. Christian Menzel (Kelberg), Tolimit Motorsport, 23.405;
9. Tim Bergmeister (Langenfeld), Pro Futura Racing Team Kadach, 24.084;
10. Geoffrey Horion (MC), Lechner Racing School Team 2, 26.279;
11. Simon Frederiks (NL), Jetstream Motorsport PZ Essen, 54.844;
12. Thomas Messer (Schmitten), Vertu Racing PZ Hofheim, 55.741;
13. Tomy Drissi (USA), Tolimit Motorsport, 62.593;
14. Matthew Marsh (HKG), Porsche AG, 66.147;
15. David Dermont (MC), Lechner Racing School Team 2, 68.172;
16. Philip Beyrer (CH), Jetstream Motorsport PZ Essen, DNF;
17. Matthias Weiland (Neu-Isenburg), Vertu Racing PZ Hofheim, 1 Runde zurück;
18. Oliver Mayer (Ingolstadt), Vertu Racing PZ Hofheim, 1 Runde zurück

Schnellste Runde: David Saelens, Runde 7, 1:38.034 Minuten (=122.651 km/h)

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