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Le Mans 2005  - Qualifying am Donnerstag den 16.6

von Christian Freyer & Harald Gallinnis,
Fotos Horst Bernhardt & Harald Gallinnis

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Vorbereitungen

Was gestern im Laufe der Berichterstattung unterging: Der G-Force Courage hatte mit Frank Hahn am Steuer einen heftigen Abflug eingangs der Ford-Schikane in die Betonmauer, der ein nachhaltiges Loch in das Chassis riß. Vorab war ein Bolzen der Heckaufhängung gebrochen, so daß Hahn zum Passagier degradiert wurde. Bei Courage sind nun Team und Hersteller  beschäftigt aus den noch vorhandenen Ersatzteilen ein neues Chassis zurecht zu stricken. Das wird allerdings die Ersatzteilsituation bei Courage während des Rennens noch weiter verschärfen. Insider propherzeien das sobald einer der C65 ein Problem bekommt, dieses für den Event terminal sein wird. Am Training teilnehmen können wird man nicht mehr, wie der technische Direktor des Teams, Germain Liebens, uns mitteilte.

Bei Rollcentre erholt sich Michael Krumm von seiner unfreiwilligen Grillparty am Vorabend. "Beim Auftanken ist etwas Sprit übergeschwappt. Normalerweise haben wir während des Rennens die Karosserieschlitze abgeklebt. Weil wir nun öfters an den Motor müssen war das nicht der Fall. Der Sprit hat sich auf den Turboladern entzündet und ich hab mir ein paar leichte Verbrennungen an den Fingern geholt - mehr war aber nicht."

Bei Chamberlain ist man guter Dinge nachdem der Lola wieder zusammengeklebt wurde (neue Karosserieteile kamen natürlich auch zum Einsatz). Bob Berridge hatte den Boliden auf den nassen Curbs in der 2.Schikane verloren. Die Strecke präsentiert sich bei idealen Temperaturen und einer aufgelockerten Bewölkung für ein spannendes Qualifying bereit.

Herzlichen Glückwunsch!

Kai Kruse ist auch wieder an der Strecke eingetroffen. Der frischgebackene Vater gesunder Zwillinge (am Sonntag war es soweit - von Montag bis Mittwoch hatte er "Heimaturlaub" bei der Familie) zeigt sich von der Entwicklung der Fahrwerkspartner und von Pirelli angetan. "Die Lola waren bei den Testtagen gegen Ende noch auf Qualifyers unterwegs während wir die normalen Rennreifen von Pirelli drauf hatten. Unter diesen Umständen gewinnt unsere 3.beste Zeit natürlich noch etwas an Gewicht. Für das Rennen hier hat Pirelli noch was nachgelegt".

Mangels wirklich aussagekräftiger Zeiten vom Mittwoch begann auch das richtige Qualifying für die GT Fraktion erst am Donnerstag. Insbesondere im Lager von Aston Martin wollte man die quasi Schwesterautos aus dem Hause Prodrive, nämlich die Ferrari F550, in die Schranken weisen. An der #59 von  Brabham / Turner / Sarazin hatte das Team am Mittwoch noch den Motor gewechselt. “Das Triebwerk hatte im Vergleich zur #58 zu wenig Leistung, darum haben wir noch in der ersten Session mit dem Tausch begonnen, nun läufts besser.”  Überhaupt keine Porbleme gab es dagegen bei den 550er Ferraris, die auf den Plätzen 1, 3, 4 und 5 gelandet waren. Vincent Vosse: “Wir wissen, dass unser Auto sehr gut ist, aber das Zeittraining ist bei einem 24h Rennen nicht wirklich interessant. Wichtiger ist ein beständiges Auto fürs Rennen.”

Ein Motorwechsel stand auch bei TVR in der GT2 an, samt dazugehöriger Schaltbox. “Der nun eingebaute Motor hat weniger Laufleistung als der bisher montierte, vielleicht kommen wir damit noch weiter nach vorne”, war aus dem Team zu verlauten. Beendete hatte man den Mittwoch an letzter Stelle.

“Nur” das Getriebe war bei T2M fällig. “Wir hatten schon eine Box vorbereitet”, erzählte Martin Stessl. “Auf den Geraden sind wir immer in den Begrenzer gekommen, das Getriebe war zu kurz.” Das neue Schaltwerk bekam längere Abstufungen ab Fahrstufe 3 verpasst.
Erstaunlich problemlos war die Spyker Mannschaft unterwegs. Lediglich fünf Minuten verlor man mit einem kleinen Gremlin im Getriebe. Ansonsten war man froh, endlich ohne reglementbedingte Strafegewichte und kleinere Restriktoren fahren zu dürfen. Mit dem sechsten Rang hatte wohl kaum einer gerechnet.

Einen Abflug hatte Cirtek kurz vor Schluss zu vermelden. Der 550er Ferrari benötigte danach intensive Hilfe der Mechaniker.

1. Session von 19-21 Uhr

Pescarolo

Die Zeiten purzeln jetzt natürlich im Vergleich zum Vorabend. Soheil Ayhari macht da weiter wo er gestern abend aufgehört hat und wärmt sich mal mal locker mit einer 3:48 auf. Seiji Ara im Dome und Dominik Schwager im Courage halten mit nahezu identischen Zeiten dagegen. Die beiden Aston-Martin fangen mit 3:55´er Zeiten an sich warmzufahren. Dann steht Schwager ausgangs Mulsanne am Streckenrand.  Collard  macht mit einer 3:39 die Pescarolo-Doppelführung perfekt. Diese sprengt JJ Letho wenig später für eine Viertelstunde.

Der Spyker bleibt hinter den Porsche-Kurven mit einem Defekt stehen. Eine erste Unterbrechung der Zeitenjagd muss die Scuderia Ecosse melden. Die Getriebeübersetzung vom Mittwoch (bei nasser Strecke) zeigt sich als absolut unpassend,. “Uns fehlt massig Topspeed auf der Geraden”, berichtet Nathan Kinch.

Während Ayhari mit einer neuen Bestzeit wieder für eine Doppelführung sorgt kann Schwager den blauen LMP1 wieder in Gang setzen. Sam Hignett im Zytek wird auf 4 geführt - die Zeit ist allerdings noch nicht dafür geeignet Bestand zu haben. Ryo Michigami im Dome macht davon Gebrauch und eröffnet erneut die Jagd auf die Pescarolos. Der DBA mit Nick Minassian hängt sich dran - Platz 4.

Bei den GT2 zeigt Panoz nun endlich Flagge, Robin Lidell legt die erste Klassenbestzeit mit 4.10,398 Minuten vor., eine halbe Sekunde vor Seth Neiman im Flying Lizzard Porsche. Auch der zweite Panoz liegt mit niedrigen 4.12er Zeiten in den Top 3. Der TVR klopft nach dem Motorwechsel inzwischen an der Top 10 an.

Lange kann sich Don Panoz jedoch nicht an den Spitzenpositionen seiner Esperante erfreuen. Nach einigen Fahrwerkstests macht Alex Job Racing / BAM! Ernst und schickt Mike Rockenfeller auf die Piste, der die Panoz Zeiten pulverisiert und 5 Sekunden pro Runde schneller war. “Die Reifen arbeiten jetzt sehr gut”, erzählt Rockenfeller. “Ich schätze uns selbst nicht als stärkstes Porsche Team ein aber wir sind vorne mit dabei. Es wäre schön, wenn die Panoz ebenfalls im Rennen entsprechend mitfahren können, aber ich glaube über die Distanz werden sie uns nicht gefährlich werden.”

Probleme bei Seikel, Horst Felbermayr erklärt: “Wir haben Schierigkeiten beim Hochschalten. Man muss immer ein zweites Mal gegen den Hebel drücken, um den Gang hereinzubekommen. Das kostet uns eine Menge Zeit. Am Testtag bin ich noch 4.22er Zeiten gefahren, heute nur um 4.26.”

Pilbeam

Kruse & Oreca 


Collard setzt zur Hälfte der Session eine 3:36, während sich Sebastian Loeb im anderen Pescarolo mit dem Verkehr und den ungewohnt hohen Geschwindigkeiten herumschlägt. Der Audi #2 kann sich die 4. Position wieder vom DBA schnappen. Die beiden anderen Audis liegen auf Platz 6 (#2) und 7 (Oreca).

Miracle vor RfH

Mehr Stand- als Fahrzeit bei JMB. Die Lenkung am F575 ist defekt und muss komplett getauscht werden. Lediglich einige “Installation-Laps” kann der Cirtek Ferrari nach dem Crash vom Vortag absolvieren,  “Wir haben Formenko rausgeschickt”, erzählte Hans Mühlbauer. “Der musste noch ein bißchen fahren, um sich zu qualifizieren.” Dies gelang dem Russen schlussendlich auch. “Im Nachttraining werden wir jetzt mal ne richtige Qualirunde für Christophe Bouchut bauen”, grinst Mühlbauer.

Nach wenigen Minuten wird wieder gestartet. Mit 27 Minuten Restzeit haben die Piloten nun grob gerechnet 7 fliegende Runden zur verfügung (oder 6 & einen Reifenwechsel). Offensichtlich haben einige Teams besseren Gummi aufgezogen - Die Audis, der Dome und der DBA verbesssern ihre Zeiten, wobei allerdings zuerst lediglich der Dome unter die 3:40 rutscht.

In der LMP2-Klasse liegt der RML-Lola vorne (Gesamt-14), gefolgt von 5 Courage mit dem Belmondo #37 als schnellstem Wagen. Dahinter folgen der Miracle-Lola und im WR-Sandwich eingeklemmt der Pilbeam. Die beiden Courage von Noel del Bello und G-Force sowie der Chamberlain-Lola (ohne Zeit) beschließen das Feld zur Halbzeit.


Um 20:25 wird die rote Flagge herausgehängt nachdem Jean-Bernard Bouvet im WR Nr.26 in Indianapolis abgeflogen ist. Der Wagen kann aber trotz Karosserieschäden aus eigener Kraft an die Box zurückkehren. Die beiden Werks-Courage hatten zuvor wieder Fahrt aufgenommen und sich auf die Gesamtplätze 8 & 9 verbessert.

Courage

Pescarolo

Soheil Ayhari versöhnt seinen Teamchef mit einer 3:35´er Runde. da kommen dann selbst der Oreca-Audi (3:38) der #13-Courage der dBA und der Dome (je 3:39) nicht mit. Interessant: vom 2. bis zum 7.Platz trennen die Top-Wagen jeweils nur 3 Sekunden.

Die Reihung in den Top-10 lautet: Pesca #17, Audi#4, Audi #2, Courage#13, DBA, Dome#5, Dallara#18, Audi#3, Courage #12, Dallara#8.

Bei den LMP2 liegt der Miracle-C65 vor dem RML-Lola (beide Gesamt-14. bzw. 15.). Es folgen: Belmondo#37, Intersport-C65, Kruse-C65, Intersport-Lola, Noel del Bello-C65 (Gesamtränge 18-22), Courage#36, WR#24, Pilbeam, WR#31. Ohne Zeit verbleiben der Noel del Bello C65, der noch in der Konstruktionsphase steckt, und der Chamberlain-Lola, der nun langsam ein Problem bekommt.

Kein Glück hat das Chamberlain-Team, dessen Lola auf seiner Out-Lap wiederum in der Unglücksschikane auf der Hunaundiers mit festgegangener Bremse strandet. Der Wagen scheint diese Streckensektion irgendwie nicht zu mögen.


In den letzten 2 Minuten brennt Allan McNish noch eine schnelle Zeit in die Bahn und lässt eine 3:38 notieren. Gleichzeitig wird dem #16 pescarolo die schnellste Zeit gestrichen und ihm noch gleichzeitig eine Drive-Trough-Strafe aufgerückt.

Audi
Flying Lizzard

Fazit der GT1: Planmäßige Arbeit bei Aston Martin (Ränge 1 und 2) sowie Corvette (3 und 4). Dahinter reihen sich die BMS Ferrari F550 ein.

Die GT2 Pole wird dem Rockenfeller / Lieb / Hindery Porsche zumindest in dieser Session nicht mehr streitig gemacht. Gut 1,3 Sekunden dahinter dann der Flying Lizard Porsche und der schnellste Panoz von Augerlen / Lidzell / Maxwell, der aber bereits drei Sekunden zurück. Bergmeister / Long / Bernhard auf 4, dann der zweite Panoz und der Scuderia Ecosse Ferrari.

Allerdings hat das schottische Ferrari Team wenig Freude an der Platzierung. Auf dem Dreck eines abgeflogenen Prototypen rutschte der F360 in der Ford-Kurve gegen die Mauer. Mit stark beschädigter Front wurde das Auto wieder in die Box verbracht.

Bei Seikel wird das Getriebeproblem im Bereich des Schaltgestänges vermutet. “Wir müssen in der zweiten Sitzung noch fahren, um die Qualifikationszeiten zu senken. Vor allem Phillip Collin muss noch einige Runden fahren”, so Peter Seikel. In der Klasse wurde der RSR auf Rang 15 geführt. Pierre Ehret im Sebah Porsche konnte sich vorerst über Rang 8 freuen, der T2M RS landete auf dem vorläufigen neunten Startplatz.




2. Session von 22-0 Uhr

Start Session 2

Aston Martin nutzt die Gunst der Stunde und schraubt sich auf niedrige 3.50er (#58) und niedrige 3.51er Zeiten (#59) herunter. Auch die Corvettes können noch mal nachlegen, der Abstand  blieb dennoch bei 3 bzw. 5 Sekunden auf die DBR9. Nur noch zwei Zehntel hinter den amerikanischen V8 Donnerbolzen taucht der Cirtek Ferrari auf, Christophe Bouchut nutzte die ersten Runden für ordentliche Zeitverbesserungen.

Allerdings fallen die in den folgenden Minuten drastischer aus, als es sich die Corvette Mannen erfürchtet hatten. Der Franzose Bouchut schiebt den Cirtek Ferrari zwischen die Corvette auf Rang 4 in der GT1. "Unsere Taktik ist voll aufgegangen. Wir sind bester Ferrari, mehr war nicht zu erwarten. Wir werden jetzt Motor, Getriebe und Achswellen für das Rennen tauschen", so Hans Mühlbauer.

Bei wolkenlosem Himmel startet die 2. Session auf einer knochentrockenen, abkühlenden Piste. Die Qualifyers liegen bereit  - es kann losgehen zur plakativen Hatz um die telegenen vorderen Startplätze.

Wie üblich dienen die ersten Minuten des Nachttrainings auch bei den GT´s dazu, noch einmal “abzubrennen”. Noch halbwegs gute Sicht bei untergehender Sonne und kühlere Lufttemperaturen bieten Möglichkeiten für Zeitverbesserungen.

AM


Cirtek-Ferrari


Zu Mitte der Session sinkt die Streckentemperatur langsam aber sicher unterhalb der 15 Grad-Grenze. Kühle Luft bedeutet dichtere Luft bedeutet mehr Sauerstoff zur verbrennung. Aber die Teams sind nicht dabei die Zeiten zu verbessern sondern ihre Reifen und Bremsen anzufahren. Die Qualifyers werden für die letzten 20min aufgespart.

Zu diesem Zeitpunkt werden kollektiv die Qualifyers aufgeschnallt als 2/3 des Feldes sich spontan in der Boxengasse einfinden. Aber die Strecke ist schon zu kalt geworden. Die Zeitenjagd bleibt bei den großen Prototypen ohne Ergebnis.

Pescarolo kann am Ende des Qualifyingtages die gesamte vordere Startreihe für sich reklamieren. In Reihe 2 werden der Champion-Audi #3 und der Gainer-Dome zu stehen kommen.Startreihe 3 geht an den Oreca-Audi und den schnellsten LMP1-Courage #13.


Dann quetscht sich auch noch der #50 Ferrari F550 von BMS vor die zweite Corvette und verweist diese auf Klassenrang 6. Johnny O´Connell kann aber noch mal kontern und wieder auf Platz 5 vorstoßen.

Wieder laufen lernt der JMB Ferrari F575, Stephane Daoudi bringt aber nicht mehr als eine 4:07  zusammen und wird damit gerade mal auf dem 37. Gesamtrang geführt.

Collard verbessert die Bestzeit bei den LMP1 auf ein Level von 3:34. Auch McNish und Seiji Ara setzen in ihren Boliden Bestzeiten. Der Rollcentre Dallara mit Martin Short am Steuer tritt dem Club der "U40" bei (< 3,40Min) und dann passiert erst mal lange Zeit NICHTS! Einzig der Chamberlain-Lola fährt nun reguläre Zeiten, auch wenn man mit Platz 32 weit abseits des Potentials operiert.

Comas

Marc Lieb

Emsiges Arbeiten statt Fahren war bei Spyker angesagt, man war schon in der ersten Session des Tages in den Porsche Kurven verunfallt. Ebenfalls nicht mehr zum Fahren kam die Scuderia Ecosse. Der Unfallschaden, ebenfalls aus dem ersten Training, ließ sich in der Kürze der Zeit nicht beheben.

In der LMP2 kann der Belmondo-Courage#37 die Klassenpole für sich reklamieren(12. Gesamt). Rang 2 und 3 gehen an die Lolas von Intersport und RML (15 bzw. 16.). Es folgen die Courages von Miracle und Kruse.

Die GT2 wird zur Beute von Rockenfeller / Lieb / Hindery, die mit ihrem BAM! / Alex Job Racing Porxche 996 GT3-RSR 1,3 Sekunden Vorsprung auf die Zweitplatzierten Van Overbeek / Pechnik / Neiman (Flying Lizard) halten können. Ein Spitzendebüt für das junge Flying Lizard Team, die erst seit Anfang 2004 bestehen.

Mit Auberlen / Lidell / Maxwell platziert sich der schnellste Panoz auf Rang 3, daneben der französische Raymond Narac Porsche (IMSA Competition). Jörg Bergmeister und Timo Bernhard kommen im Petersen / White LIghtning Porsche auf die sechstschnellste Zeit, ein Unfall verhinderte weitere Runden, Pierre Ehret im Sebah Exemplar liegt auf Platz 10. Die deutschen Teams T2M und Seikel holen sich die Startplätze 7 und 13.

T2M



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