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Imola 
  
8. Lauf - Imola (I) - 4-5.09.2004
von Markus Berns & Christian Freyer
   
Der Sonntag schlug in Sachen Temperatur noch schlimmer zu als befürchtet. 39 Grad Celsius zeigten die Quecksilbersäulen am Renntag an, was allein schon beim Betrachten der Werte zu Schweißausbrüchen sorgte.
Start
Im Unterschied zu den bisherigen Rennen gab es keine unhaltbare Flucht des Pole Setters. Fabrizio Gollin konnte im #2 BMS Ferrari 550 zwar die Führung behalten, doch die Verfolger Walter Lechner jr. (#4 Konrad Saleen), Uwe Alzen (#5 Vitaphone Saleen) und Mattheo Bobbi (#1 BMS Ferrari) reihten sich wie an der Perlenschnur gezogen hinter ihm ein. Die Abstände untereinander lagen in den ersten Runden bei maximal 0,6 Sekuden.
Insebsondere der Fight zwischen den Saleen war sehenswert. Alzen drückte in der vom Teamchef Franz Konrad gefürchteten Bleifußmanier auf das Gaspedal und robbte sich immer mehr in das Heck des gelben Bruders. In Runde 5 flutschte die schwarze Flunder vorbei auf Rang 2. Lechner jr. bekam sogleich wieder Druck von Bobbi, der zwischenzeitlich eine schnellste Runde nach der anderen gefahren war.
Ein weiteres Getümmel baute sich um Platz 6 herum auf. Dort befand sich zu Beginn des Rennens Paolo Ruberti im Graham Nash Saleen. Dahin wollten Andrea Bertolini (#33 Maserati), Gianni Morbidelli (#13 GPC Ferrari F575) und Stefano Livio (#3 BMS Ferrari F550).
Insbesondere Morbidelli und Livio schenkten sich im Kampf der GT Ferrari Konzepte (Ferrari Corse Clienti gegen Prodrive) nicht einen Milimeter. Und so kam es, wie es kommen musste, man geriet aneinander. Leiddtragender dabei war Morbidelli, der durch die Berührung ordentlich Fahrt verlor und zurückfiel.

An der Spitze bahnte sich derweil die Änderung vom Quartett auf ein Duo an. Gollin und Alzen setzten sich allmählich von Lechner jr. und Bobbi ab. Dabei lagen zwischen den ersten –Beiden nur noch 0,4 Sekunden.
Der Österreichner im Konrad Saleen hatte auch ganz andere Dinge zu tun, als Gollin und Alzen zu folgen. Schließlich hing ihm immer noch Bobbi im Nacken, der mit schnelleren Runden seinen Anspruch auf Passage recht deutlich machte.
So sehr sich Lechner jr. auch streckte, in Runde 9 war es aus mit der Gegenwehr und Bobbi schlüpfte vorbei.

Bertolini im Maserati hatte derweil den Abstand zu Ruberti auf 0,2 Sekunden verkürzt.

Genau das tat auch Uwe Alzen. Es konnte ja schließlich nicht angehen, dass ein rotes Auto den Platz an der Spitze blockierte. Alzen ließ den Saleen mächtig fliegen und preßte sich in Runde 11 in Führung. Seinen Speed zeigte er deutlich, schon eine Runde später hatte er über 1,3 Sekunden Vorsprung auf Gollin. Bobbi lag weitere 1,9 Sekunden zurück.

Noch außerhalb der Punkte befanden sich zu diesem Zeitpunkt Melo, Herbert, Bouchut und Babini auf den Rängen 9 – 12.

An Boden verlor auch Andrea Bertolini. Livio im #3 CARE Ferrari zog in Runde 12 auf den siebten Rang vor und wurde neuer Jäger von Ruberti im Saleen.
Bei Graham Nash Motorsport musste man in den folgenden sechs Runden dann mit ansehen, wie Livio immer näher rückte und im achtzehnten Umlauf schließlich am Ruberti Saleen vorbeiging. Da zwischendurch auch der fünftplatzierte RML Saleen von Erdos / Newton an die Box zum Tanken gegangen war, lagen nun alle drei Prodrive F550 in den Top 5.
Dabei kam es langsam zu Spannungen zwischen den Teamkollegen Gollin und Bobbi, die um Rang 2 zu kämpfen begannen.

Immer noch nicht in Szene setzen konnten sich dagegen die Maserati MC12, nach 20 Runden wurde die #33 auf Rang 7, die #34 auf Rang 9 geführt.
Anders bei Uwe Alzen, der seine Führung stetig ausbaute und jede Runde fast 1 Sekunde schneller als der Rest unterwegs war.
F550 vs Saleen
Gollin wurde schließlich seiner Chance beraubt, doch noch zu Alzen aufzuschließen. Kurz vor der Start-Ziel Linie verscuchte Bobbi in Runde 22 an Gollin in der Variante Bassa vorbeizugehen und touchierte dabei den Teamkollegen. Gollin folg dabei in die Pampa, konnte das Rennen aber hinter Lechner jr. auf Rang 4 wieder aufnehmen. Bobbi bekam für die Aktion eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt.
Durch die fast zeitgleich beginnenden Stops kam Gollin aber schnell wieder auf Rang 3 vor. Lechner jr. war einer der Ersten in der Boxengasse, wobei der Saleen jedoch eine ungewöhnlich lange Standzeit hinlegte.
Wenig Fortune hatten bis dahin die beiden DAMS Lamborghini. Noch im ersten Rennviertel gab es Probleme mit der Kraftübertragung hinten links, welches auch den Bremskreislauf beeinträchtigte. Sowohl die #24 (Deletraz / Piccini) als auch die #26 (Gabbiani / Ortiz) waren länger als üblich zum Service.

Kurz vor dem Routinestop und der Übergabe an Lancelotti wurde Paolo Ruberti noch von Andrea Bertolini einkassiert.

Während die meisten Teams Sprit nachfüllten UND Reifen wechselten, verzichtete Vitaphone Racing und BMS bei der #2 auf das Tauschen der Pneus. Man wollte einen weiteren Stint riskieren und Standzeit sparen.
Durch die Sparmaßnahme blieb der, inzwischen mit Michael Bartels besetzte, Saleen in Fürhung vor Capellari (#2), Gardel (#1), Salo (#33) und de Simone (#34), Lancelotti und Bryner.

Gabriele Gardel, scheinbar durch die Bestrafung von Co Bobbi nicht geheilt, rumpelte direkt auch einmal mit der #2 zusammen. Beim Versuch zu überholen, ging Gardel etwas zu weit und nahm einen Umweg durch das Kiesbett. Als Folge der Off-Road Einlage gabs einen Reifenschaden und eine beschädigte Frontpartie, wodurch ein extra Stop nötig wurde.

Da fand sich auch Toni Seiler wieder, der erst kurz zuvor den Konrad Saleen von Lechner jr. übernommen hatte. Die Elektrik war zusammengebrochen. Später gab das Getriebe seinen Geist auf, womit man endgültig aus dem Rennen war.

Quasi-Teamkollege Bartels enteilte dagegen problemlos dem Feld. Bei Rennhalbzeit betrug der Abstand auf den Zweiten über 40 Sekunden!
Nutznießer der ungestümen Fahrweise des #1 Ferrari waren Lancelotti im Graham Nash Saleen (5.) sowie die beiden Maserati MC12.
Salo kam immer besser in Fahrt und begann dem zweitplatzierten Capellari auf die Pelle zu rücken. Der konnte nicht lange widerstehen und musste Salo ziehen lassen. Damit lagen die neuen Flundern aus Modena auf den Rängen 2 und 4. Dabei fuhr Salo nun konstant schneller
Besser sah es jetzt auch für Phillip Peter und Karl Wendlinger aus. Die beiden GPC bzw. JMB Ferrari F575 GTC Piloten aus Österreich waren mit den Rängen 7 (Peter) bzw. 8 (Wendlinger) endlich in den Punkten angekommen. Allerdings kam Naspetti im #13 GPC Ferrari mit Siebenmeilenstiefeln näher und kassierte recht zügig Position 7 ein, was Wendlinger aus den Punkten fallen ließ. Dazu kam noch ein Dreher in den Kies, noch mehr verlorene Zeit.

Ihr wahres Gesicht zeigten die Maserati dann in der zweiten Rennhälfte. Mika Salo fuhr mit 1.48er Runden satte drei Sekunden schneller als Bartels. Dessen Vorsprung schmolz schneller dahin als das Eis mancher Besucher bei 39 Grad Außentemperatur......
Da Capellari inzwischen seinen zweiten Stop absolviert hatte und nun nur noch Achter war, wurden Salo und de Simone in den Dreizacks auf den Podiumsplätzen geführt.

Die zweite Stoprunde änderte zumindest auf den beiden führenden Rängen nichts. Alzen fuhr vor Bertolini daher und hoffte, die Führung behalten zu können. Lediglich beim zweiten Maserati gabs einen längeren Boxenaufenthalt, so dass sich Herbert erst auf Platz 7 wieder einreihte, in der Folge aber eine Rekordrunde nach der anderen drehte.

Neue Dritte war für eine kurze Zeit Lilian Bryner, bis sich an Enzo Calderari übergab und die #3 dadurch zurückfiel. Den freigewordenen Platz übernahm Gollin in der #2 und bekam es gleich mit Johnny Herbert im #34 Maserati zu tun, der sich auf 4 nach vorn gewühlt hatte. Man wechselte zwei / drei mal die Plätze, bis sich Herbert durchsetzen und Gollin hinter sich halten konnte. Durch die Positionskämpfe war die Fühlung nach ganz vorne jedoch abgerissen. 48 Sekunden trennten den Briten vom Duo Alzen / Bertolini.

Dort kämpfte Uwe Alzen gegen den weiter schmelzenden Vorsprung. In Runde 69 war der ehemals riesige Abstand auf 7,7 Sekunden gesunken. Also hieß es wieder Bleifuß raus und nicht dran denken, dass wir uns bei einem Langstreckenrennen befanden....
Die Rundenzeit von Alzen sank daraufhin 2 Sekunden unter die von Bertolini und der Abstand stieg analog auf 15 Sekunden an. Ob der Saleen dieses Tempo durchhalten konnte?

Nicht belohnt wurde die gute Fahrt vom Graham Nash Team. Der Öldruck im Ford V8 brach zusammen und ein längerer Boxenstop war nötig.
Währenddessen schwamm sich Herbert von Gollin frei und hatte ein recht entspanntes Rennen, während Calderari, auf P5 liegend, unter vehementen Beschuss von Phillip Peter geriet.

Mit 25 Sekunden Vorsprung ging Alzen in die letzen Minuten, wobei jedes der Topteams noch einmal kurz tanken musste. Eine schnelle Abfertigung an der Box war also dringend geboten.
Zwischen den Runden 83 und 88 geschah genau dies, wobei die Vitaphone Truppe einen besonders guten Job machte. Alzen behielt die Führung und baute sie mit weiteren 1.49er Runden sogar noch auf 29 Sekunden aus.
Der Sinnlosigkeit seiner Aufholjagd bewußt stoppte Bertolini die Versuche und furh das erste Rennen der Maserati MC12 sauber auf Rang 2 vor Teamkollege Johnny Herbert zu Ende. Alzen / Bartels siegten mit 43 Sekunden Vorprung.
Ziel

Da die Maserati jedoch nicht punktberechtigt sind, landeten Capellari / Gollin auf 2, Bryner / Calderari / Livio auf 3 swie Bobbi / Gardel auf 4.
Durch die Ränge 2 und 4 holte die BMS Scuderia Italia so viele Punkte, dass die Teammeisterschaft bereits jetzt in trockenen Tüchern ist.
Luca Capellari: „Wir haben heute nur auf die Meisterschaft gezielt. Um mit dem hohen Gewicht problemlos durchkommen zu können, hatten wir sehr harte Reifen aufgezogen.“
Fabrizio Gollin: „Oschersleben wird das fünfte Rennen in diesem Jahr mit 100 KG Zusatzgewicht sein. Ich glaube, das ist auch schon ein Rekord...“

Wendlinger / Melo kamen noch auf den zehnten (bzw. siebten) Rang, zwei Punkte gabs also doch noch. Ein zweiter Dreher von Melo im Schlussstint hatte ncoh kurz für Aufregung gesorgt.

Nicht wirklich mit der Hitze zurecht kam übrigens Formel Pilot Sergui Zlobin im #18 JMB Ferrari. In Runde 90 steuerte er die Box an und gab wegen Unwohlsein auf. 60 Grad Innentemperatur waren zuviel für ihn.
Deletraz / Piccini wurden durch den langen Reparaturstop zu Beginn nur als 21. im Gesamt gewertet, Gabbiani / Ortiz wurden vom Teamchef Paul Driot nach 1 Stunde und 50 Minuten wegen Sicherheitsbedenken aus dem Rennen genommen, nachdem wieder Probleme mit der Bremse aufgetreten waren. Andrea Piccini: „Die unglaublichen Wetterkonditionen haben uns mit dem neuen Auto nicht gerade geholfen. Wir wissen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben. Ziel ist es, uns von Rennen zu Rennen zu verbessern. Allerdings lag der Murcielago mit alten Reifen schon ganz gut. Was fehlt, ist die Fähigkeit neue Reifen wirklich ausnutzen zu können.“

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