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Interview mit Audi-Pilot Pierre Kaffer
Bericht von Harald Gallinnis
Photos von  Harald Gallinnis, Jan Hettler  & Horst Bernhardt
Pierre Kaffer

GT-Eins: Dein erster Renneinsatz war dieses Jahr die 12h von Sebring - wie liefen die für dich ab?

P.K.: Am Aufregensten fand ich in Sebring den Verkehr den du dort auf der Strecke hast. Du bist permanent dabei mehrfach pro Runde langsamere Autos zu überholen. Das Fahren im Dunkeln dort war einfach geil! Anders kann man das nicht beschreiben.

Zudem ist Sebring noch eine Strecke von altem Schlag, was ich einfach super finde! Du hast nicht diese Standardcharakteristik wie sie die ganzen F1-Kurse besitzen. Es hat dort jede Menge schneller Kurven, die gefürchteten Bumps auf den Betonplatten und zudem noch jede Menge Belagwechsel, da der Untergrund mehrfach pro Runde zwischen Beton und Asphalt verschiedenen Alters wechselt. Das ist richtig anspruchsvoll! Der Erfolg den wir dort einfahren konnten war richtig schön und hat mir einen guten Einstand im Team beschert.

GT-Eins: Wie ist eigentlich der Unterschied zwischen dem R8 in der 2003´er Konfiguration und der aktuellen aerodynamischen Ausführung? Kannst du da noch Vergleiche ziehen?

P.K. Ja - in Sebring waren wir mit der 2003´er Variante mit den breiteren Heckfügeln unterwegs und dann haben wir den Wagen danach zu den ersten Tests im Vorfeld der LMES & Le Mans auf dem HTTT (= Paul Ricard) mit verschiedenen Aerodynamischen Kofigurationen getestet. Dabei hat sich dann herausgestellt daß die Lösung mit diesen "Briefkästen" an den Heckflügelenden uns die beste Performance bringt. Der Unterschied im Verlust des Abtriebs wird dadurch bestmöglich reduziert. Wir verlieren zwar immer noch ein wenig Downforce aber nicht so viel wie die anderen Wagen.
Mit Pierre Kaffer hat Audi in diesem Jahr zumindest einen deutschstämmigen Fahrer im permanenten Fahrerkader der LMES 2004 präsent. Obwohl der aus Bad Neuenahr stammende 27 jährige ein Prototypen-Novize ist, gelang ihm gleich auf Anhieb beim Debüt ein Auftaktsieg bei den prestigeträchtigen 12h von Sebring. Ein Erfolg der unterstreicht, daß das fahrerische Können des deutschen F.Ford Champions 1995 und Formel Opel-Meisters 1996 nicht von ungefähr kommt - 4 F3- und 2 Porsche-Cup-Saisons in der Folge mal außen vor gelassen. GT-Eins nutzte die Chance beim LMES-Saisonauftakt in Monza sich mit dem einzigen deutschsprachigen Audi-Piloten ausführlicher zu unterhalten - ein Interview das trotz der zeitlichen Distanz nichts an Akualität eingebüsst hat - besonders nach dem folgenden Sieg bei den 1000km am Nürburgring.


GT-Eins: Wie kam dein Deal mit Audi Anfang des Jahres eigentlich zustande?

Pierre Kaffer: Über den war ich eigentlich selber sehr überrascht. Ich stand damals  kurz vor dem Abschluß eines Deals für ein Champcar-Cockpit. Als dann die Offerte von Audi kam braucht ich nicht lange zu überlegen, da die Situation mit den Champcars ja damals noch sehr unklar aussah. Für mich war es eine große Ehre in ein Werksteam einsteigen zu können, wobei von vornherein klar war daß es sich dabei um ein Angebot für die Sportwagenszene handelte. Das DTM-Engagement war bei unseren Verhandlungen nie ein Thema.

GT-Eins: Mit welchen Wagen die du bisher gefahren bist ist der R8 am ehesten vergleichbar?

P.K.: Von der Leistung und der Perfektion des Autos noch am Ehesten mit dem Champcar den ich im Rahmen eines Tests fahren konnte. Was die benötigte Fahrweise anbelangt mußt du ihn allerdings ein wenig wie einen F3 fahren.

GT-Eins: Wie matcht du dich mit deinem Teamkollegen Allan McNish?

P.K.: Ich bin echt froh daß Allan mein Teamkollege ist, da er immer noch eine ernorme Erfahrung auf diesem Wagen aus den vergangenen Jahren vor seiner F1-Phase bei Toyota besitzt. Allan weiß eine Menge Tricks wie man aus dem Wagen noch das ein oder andere Quentchen herausholen kann. Klar ist er im Moment immer etwas schneller als ich aber ich bemühe mich das schnelltmöglich aufzuholen und er hilft mir auch offen dabei. Zudem hatten wir in Sebring auch noch Frank Biela mit auf dem Auto sitzen, von dem ich auch noch eine Menge Erfahrung abgreifen konnte.

Außerdem kommt hinzu daß ich ab und zu auch Marco (Werner) wegen Fragen zum R8 ansprechen kann. Wir beide stammen aus Ahrweiler und wohnen seit jeher fast nebeneinander. Von daher kennen wir uns seit ewig und er fährt seit letztem Jahr ja auch den R8. Da wir uns zu Hause öfters mal treffen ist er auch ein permanenter Ansprechpartner für mich.
Podium Sebring




R8 Pierre am Ring

GT-Eins: Wie arbeitet ihr mit euren Teamkollegen in der #88 zusammen - Johnny Herbert und Jamie Davies?

P.K.: Das Team arbeitet sehr offen miteinander, was mir persönlich sehr gefällt. Wir haben alle ein sehr gutes Verhältnis und die gesamte Mannschaft hat volle Motivation. Alle arbeiten 105% - da kann man sich nicht mehr wünschen.

Podium Nring

GT-Eins: Der Testtag in Le Mans war dein erster Einsatz an der Sarthe - wie hast du den empfunden?

P.K.: Ein Riesenerlebnis! Gerade in diesem Auto mit dem Speed der dort gefahren wird, auf regulären Straßen, zudem noch in der Dunkelheit. Wenn du auf die Hunaundiers Gerade einbiegst schlägt dein Herz als Rennfahrer echt höher!

GT-Eins: Stehen neben Le Mans und der LMES noch andere Rennen dieses Jahr bei dir auf dem Plan, etwa in der ALMS? Oder gar auf anderen Wagen?

Sebring

Pierre

P.K.: Nein - es sind lediglich bislang 6 Rennen geplant: Sebring, Le Mans und die 4 LMES-Läufe. Ob weitere Runden bei der ALMS hinzukommen wird sich vielleicht noch entscheiden. Obwohl ich seit den Tests zu Saisonbeginn die Strecke von Road Atlanta sehr geil finde wegen ihrer Charakteristik mit den Steigungen und Gefällestrecken. Ob wir aber beim Petit Le Mans antreten muß das Team entscheiden.
Weitere Einsätze für Audi stehen nicht an. Wie gesagt: ein DTM-Engagement war nie ein Thema und daneben bleibt nicht viel Zeit für andere Starts.

 

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