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Interview mit Benjamin Leuenberger
Panoz-Werkspilot und -Testfahrer
von Harald Gallinnis
Ben Leuenberger

Seit diesem Jahr befindet sich im Fahrerkader der Panoz-Mannschaft wieder ein deutschsprachiger Fahrer. Der schweizer Youngster Benjamin Leuenberger wurde zu Beginn des Jahres überraschend von Don Panoz verpflichtet und zeigte mit seinem Ersteinsatz bei den 12h von Sebring eindrucksvoll daß das in ihn gesteckte Vertrauen durchaus berechtigt war. Grund genug sich mit ihm mal per Mail zu unterhalten.

Das unten angeführte Interview wurde in der Woche nach den 12h von Sebring geführt. Leider blieb es aus Hardwaregründen ein wenig länger liegen - was es aber nicht unbedingt unaktuell macht.


JML-Panoz-Fahrer 2003 Logo2: Euer Team hat sich in Sebring mit den Plätzen 5&9 besser wie erwartet aus der Affäre gezogen - wie bist du zufrieden mit deiner Vorstellung ?

BL: Ich bin mit meiner Vorstellung in Sebring sehr zufrieden.So ein gutes Ergebnis konnte ich nicht erwarten, Ich hatte vorher nur einen Test im Auto, das war in Road Atlanta zusammen mit Max Papis. Als ich in Sebring ankam wusste ich eigentlich noch gar nichts vom Auto, die Strecke kannte ich auch noch nicht. Meine beiden Co-Fahrer Max Scottwell und John Graham haben enorm dazu beigetragen, dass ich mich so schnell an die neuen Umstände gewöhnen konnte.


Logo2: Deine Verpflichtung hat selbst unter Sportwagen-Insidern für hochgezogene Augenbrauen gesorgt, da die meisten von denen anfangs mit deinem Namen wenig anfangen konnten (ich geb zu: mir gings genauso)
Kannst du diejenigen die deine Karriere nicht kennen, kurz über deinen Werdegang in Szene setzen?

BL: Angefangen habe ich als 11-jähriger 1993 mit Kart-Sport in der Schweiz. Mit 16 Jahren habe ich in Italien eine Formel Ford Nachwuchssichtung gewonnen und wurde Rookie of the Year. Im selben Jahr, also 1998, habe ich auch die BMW Formel ADAC Junior Ausscheidung gewonnen und bekam dadurch einen Platz im BMW Formel ADAC Junior Cup. Den BMW Formel ADAC Junior Cup konnte ich im folgenden Jahr, also 1999, als Gesamtsieger ( mit 7 Laufsiegen) abschliessen.  Dadurch bekam ich einen Platz im BMW Rookie Team und nahm an der BMW Formel ADAC  Meisterschaft im Jahre 2000  teil. Nachdem ich das erste Rennen gleich gewinnen konnte, beendete ich die Saison als 8. in der Gesamtwertung und als 2. in der Rookiewertung. Im gleichen Jahr  fuhr ich erstmals Formel Renault und nahm an der italienischen Formel Renault Wintermeisterschaft teil, die ich als 3. abschloss (1 Laufsieg).

Im Jahr 2001 nahm ich an einigen Rennen des  Formel Renault Eurocup und an einzelnen Rennen der Deutschen Formel Renault teil, meine bestens Ergebnisse waren  3. Plätze im Eurocup Rennen auf dem Nürburgring und auf dem Lausitzring in der Deutschen Meisterschaft. Wir hatten viele Top Qualifiying Ergebnisse aber  grosse  technische Probleme am Fahrzeug, was sich leider auf die Ergebnisse auswirkte.

Im selben Jahr wurde ich auch von Porsche zur Nachwussichtung nach Misano eingeladen. Da musste ich mich jedoch von Mike Rockenfeller geschlagen geben.
Da ich Ende 2001 keinen Sponsor finden konnte für die Deutsche Formel 3 Meisterschaft, entschied ich mich 2002 im Porsche Carrera Cup teilzunehmen.
Im Porsche Carrera Cup traf ich auf Roland Asch der mir viel geholfen hat und durch Ihn kam auch der Kontakt mir Schnabl Engineering und der V8 Star zustande. Sven Schnabl war nach dem Weggang von Ellen Lohr auf der Suche nach einem Fahrer und so kam es , dass ich die letzten 2 Rennen in der V8 Star bestritt.


Logo2: Soweit ich weiß hast du im PCC gerade mal 4 Rennen gefahren (bitte korrigieren wenns nicht stimmt) Wie hast du den Cup-Porsche als Fahrzeug erlebt: eher gutmütig oder schwer zu beherrschen?

BL: Nein - Ich bin die ganze Porsche Carrera Cup Saison gefahren und habe im Supercuprennen in Hockenheim den 7. Platz belegt. Das Auto ist zwar gutmütig jedoch ist es sehr schwer mit dem Porsche richtig schnell zu fahren. Der Wagen verlangt einen speziellen Fahrstil den man sich erst angewöhnen muss, da das Auto ja ABS hat.
Der PCC ist ein äusserst hart umkämpfter Cup mit vielen sehr guten Rennfahrern und man braucht mindestens 1 Jahr bis man richtig konkurrenzfähig  wird.


Logo2
: Hast du selber schon persönliche Vorlieben für die Sportwagenszene oder wärst du offen für andere Angebote, etwa im Formel-Bereich (F3/3000) oder bei den Tourenwagen (DTM)

BL: Ich bin aus Geldgründen aus dem Formelsport ausgestiegen und wäre  gerne auf der Schiene weitergefahren. Wie jeder andere Rennfahrer träume natürlich auch ich von der Formel 1. Jedoch bin ich auch für alles andere offen, insbesondere auch im Tourenwagenbereich, die DTM ist ein äusserst erstrebenswertes Ziel. Meine Leidenschaft ist  jedoch das Rennfahren  an sich und nicht die Formel 1.

Logo2: Aus deiner Sicht: wie ist der Kontakt zu Panoz zustande gekommen?

BL: Ich traf im letzten Jahr auf Klaus Graf, wir haben uns lange unterhalten und er hat mich dann seinem Manager Christian Kuhn vorgestellt. Christian war Klaus's  Manager als dieser  noch bei Panoz fuhr und durch Ihn bin ich schliesslich  mit  Dr. Panoz in Kontakt gekommen.

Logo2: Wie hast du Don Panoz kennengelernt bzw. erlebt?
Ben im Panoz

BL:  Als einen sehr ehrlichen, augeschlossenen und offenen Menschen. Ich bin von Dr. Panoz sehr beeindruckt und danke ihm auch für das Vertrauen das er in mich gesetzt hat.

Sebring
Logo2: Dein erster Gedanke nach dem ersten Test als du aus dem Panoz ausgestiegen bist?

BL: Mann, sowas Verrücktes habe ich noch nie gemacht ! Ich hatte richtig Spass und es war sehr aufregend.

Logo2: Dem LMP01 wird ja nachgesagt daß er besser zu beherrschen sein weil der fast auf der Hinterachse sitzende Fahrer ein besseres Gefühl für den Fahrzustand des Wagens hätte - kannst du das bestätigen oder hattest du eher Probleme dich an die  ungewohnte Sitzposition zu gewöhnen?

BL: Ich hatte überhaupt keine Probleme mich an die Sitzposition zu gewöhnen, die Sitzposition im V8 Star ist eigentlich genau die Gleiche. Ich glaube nicht, dass die Sitzposition dazu beiträgt das man ein Auto besser oder schlechter beherrschen kann, aber das Feedback vom Fahrzeug her ist einfach anders.

Logo2: Soweit wir das in den Zeitenlisten verfolgen konnten lief Sebring ja gut für euch: Ihr konntet euch kontinuierlich steigern - gabs wirklich keine Probleme bei den Qualifyings?

BL: Es lief wirklich sehr gut, wir mussten uns alle noch an das Auto gewöhnen und konnten uns von Training zu Training verbessern. Es gab in allen Trainings nie wirklich ein richtiges Problem, das Auto lief einwandfrei.

Logo2: Ihr hattet, soweit ich das mitverfolgt habe, mehr Stopps als der Beretta-Wagen. Zu Beginn seid ihr Single-Stints gefahren. War das geplant?

BL: Nein, aus bisher noch ungeklärten Gründen hatten wir grosse Probleme mit der Temperatur im Fussbereich. Es wurde unglaublich heiss und wir haben uns alle die Füsse verbrannt, es war nicht möglich länger als ein Stint zu fahren. Ich habe als Einziger einen Doppelstint gefahren,  mir dabei die Füsse jedoch so stark verbrannt das ich kaum mehr aussteigen konnte.

Boxenstop
Logo2: Wie übel und anstrengend ist der Betonplattenbelag in Sebring wirklich? Man hört ja zum Teil ziemliche Horrorgeschichten und ein Ferrari ist ja bei den 12h nach einem Zwischenfall mit einem Bentley auf den Platten gehörig abgeflogen

BL: Es ist schon ziemlich heftig, ich bin noch nie auf einer so welligen Strecke gefahren. Die Strecke ist für Mensch und Maschine äusserst anstrengend. Konditionell war es jedoch kein Problem, Ich hatte Schmerzen an beiden Schultern die durch das HANS System hervorgerufen wurden, ich muss mich einfach noch daran gewöhnen. Das grösste Problem war jedoch wie gesagt die Temperatur im Fussbereich.

Logo2: Liefs im Rennen sonst ohne Probleme für euch?

BL: Aufgrund der hohen Temperauren im Fussbereich funktionierten offenbar die Bremsen nicht mehr richtig. Wir mussten vor jeder Kurve mit dem linken Fuss 3-4 mal pumpen bevor wir bremsen konnten. Das war ein grosses Problem das uns viel Zeit kostete.

Logo2: Wie hat das JML-Team, besonders nach dem herben Rückschlag mit John McLoughlins Zusammenbruch, das Rennergebnis aufgenommen.

BL: Das Team ist mit dem Ausgang des Rennens äusserst zufrieden. Es war das beste Ergenis das Panoz je in Sebring erreichte. Kurz vor dem Rennen hat uns auch noch die erfreuliche Nachricht erreicht, dass John McLoughlin auf dem Weg der Besserung ist und bereits die Augen geöffnet hat.
Ich möchte Ihm an dieser Stelle auch noch mal alles Gute und eine schnelle Genesung wünschen.


Logo2: Was für einen Eindruck hattest du von Sebring als Event?

BL: Sebring als Event ist unglaublich. Es waren fast 200'000 Zuschauer am Rennplatz und die meisten kamen in Campingwagen an die Strecke. Auf dem Zeltplatz war richtig die Hölle los und die Zuschauer hatten Party ohne Ende. Das war eine sehr eindrückliche und spezielle Atmosphäre.

 Logo2: Sind für dich weitere Einsätze mit dem LMP01 geplant?

BL: Ja, es ist vorgesehen das ich noch in Le Mans und Petit Le Mans starten werde.


Logo2: Hast du über die Verpflichtungen mit Panoz hinaus noch weitere Rennpläne? (Andere Serien oder Veranstaltungen wie z.B. Nürburgring 24h)

BL: Nein bisher noch nicht, ich bin diesbezüglich aber offen.


Logo2: in der MSa stand zu lesen daß du als Testpilot für den PanozGT und später vielleicht den GTS eingeplant wärst - was ist da dran und wie konkret ist diese Planung.

BL:Das stimmt, ich werde voraussichtlich in beiden Programmen eingebunden sein. Mehr kann ich dazu aber im Moment noch nicht sagen.

Ben Leuenberger

Weitere Infos über Ben Leuenberger findet ihr auf seiner Internetseite Benleuenberger.ch


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