GT-One-Logo
17.1.02 ; von Harald Gallinnis und Christian Freyer
Bilder: u.a. H.Gallinnis, Markus Berns
Ralf Kelleners-Interview
Ralf Kelleners
Interviews bleiben beim Autor dieser Zeilen naturgemäß etwas länger liegen, daher schränkt dieser sich in der Regel von vornherein bei dieser Berichtform etwas ein. Eine der wenigen Ausnahmen, die vergangenes Jahr schon vorab ins Auge gefasst wurden, war allerdings Ralf Kelleners, denn bei ihm dürfte es sich um einen der gefragtesten deutschen Sportwagenpiloten handeln. Dies dokumentiert alleine schon die Liste seiner Einsatzfahrzeuge. Egal welches wichtige Rennen ansteht, Le Mans, Daytona, Sebring, meist wird Ralf auf einen der Geheimfavoriten gesetzt und zeigt dann regelmäßig den Gegnern wo der Hammer hängt.

Anläßlich des FIA-Sportwagen-Meisterschaftslaufs am Nürburgring im letzten September war es dann soweit. Der auf dem Konrad-Lola angetretene Kelleners, der nebenbei beim ersten Einsatz auf dem Fahrzeug gleich die Pole-Position errang, wurde von uns vors Mikro geholt und gab bereitwillig Auskunft über seine letzten Dienstfahrten.

GT-Eins:
Von allen Sportwagen Piloten, die ich aus dem deutschen Bereich kenne, hast Du in den letzten 2-3 Jahren die größte Bandbreite an Autotypen gefahren. Wie kommst das eigentlich?  Stammen die ganzen Connections noch aus Carrera Cup Zeiten?

RK
Also die meisten Connections kommen tatsächlich  aus 1997. Das war noch GT1 Zeit, dann fing ich 1998 mit den offenen Sportwagen an. Da bin ich auch mehr in Amerika gefahren und habe da Beziehungen aufgebaut.  Aber auch hier in Deutschland oder in Europa sind einige Verbindungen zustandegekommen.
Ich bin 1998 von den GTs zu den Sportwagen gewechselt und nebenbei noch ein wenig Supercup gefahren. Bei den Werken bin ich eigentlich immer nur für LM-Einsätze untergekommen. Da hab ich mich halt immer bemüht, für die verschiedenen Events  einen Platz zu kriegen. Und es gibt in Amerika nur bestimmte Rennen und Teams, die in Frage kommen, ebenso wie in Europa nur bestimmte Teams und Events in Frage kommen. Daher kommt es daß ich immer  mehrere Autos gefahren bin.
 

GT-Eins:
Ich hab so den Eindruck, daß bei Dir das mitzubringende Sponsorgeld nicht so eine Riesenrolle spielt, weil sich rumgesprochen hat, daß Du viel Talent hast und mit den Wagen umgehen kannst. Kannst Du das bestätigen?

RK
Ja. Ich bringe seit 5 Jahren kein Sponsorgeld mehr mit d.h. ich verdiene mit der Fahrerei mein Brot.

GT-Eins:
Du hast aber auch Verbindungen zu einem Autohaus?

RK
Ja ich habe noch eine Firma, die sich mit BMW beschäftigt. Aber den Hauptteil meines Einkommens verdiene ich mit dem Rennsport.

Kremer Lola
Ralf im Kremer-Lola, 2000 in Kyalami gewann er das Rennen im waidwunden Lola mit nur 3s Vorsprung

GT-Eins:
Gehen wir mal deine letzten Wagen durch. Da müssen wir uns schon ein bißchen anstrengen, bei den ganzen Typen die Du alles gefahren hast. Beginnen wir mit den Lolas:

RK:
Die Lolas. Ja, das waren 2. Zum einen der Kremer und jetzt  der Konrad.
 

Ralf Kelleners
Ralf mit Partner Marc Gene beim LMP675-Klassensieg 
anlässlich des 1000km ALMS-Laufs auf dem Nürburgring.
GT-Eins:
Wobei Du hier am Ring das erstemal im Konrad-Lola sitzt?

RK
Ja, das ist richtig, genau. Ich habe am Freitag noch in England getestet und bin dann rübergeflogen und habe am Samstag in der zweiten Session das erstemal im Auto gesessen.

GT-Eins:
Was für ein Auto hast du dort getestet?

RK
Das war ein Ferrari 360 GT, der jetzt vorbereitet wird fürs Petit Le Mans. Das ist das englische Team Risi Competitione mit einem Ferrari 360 GT3, der beim PLM mit den Porsche konkurrieren soll. Für das Team bin ich auch schon in Amerika gefahren.

GT-Eins:
Ist der Ferrari eigentlich ein selbstaufgebauter Wagen oder wurde der von JMB gekauft?

RK
Nein, der ist komplett selbst aufgebaut. Alles selbst konstruiert, einschließlich der Fahrwerksteile.

GT-Eins:
Hat der etwas mit dem Ferrari zu tun, der in der GTO –Klasse der Privilege GT Meisterschaft  mitfährt? Da bist Du auch mal gefahren, oder?

RK
Ja, das ist eine ähnliche Basis In der britischen GT Serie war das Auto nicht von einer Rohkarosse aufgebaut, sondern auf einem Challenge Auto und hatte dann die spezifischen Modifikation für die GT3. Dieses Auto war also komplett nach GT3 aufgebaut.

GT-Eins:
Du wirst den neuen Ferrari noch fahren?

RK
Ja im PLM. Voraussetzung ist noch die Abnahme vom ACO
 

GT-Eins:
Davor bist Du den Champion Audi in Le Mans gefahren.

RK
Ja. In Sebring haben wir das Champion-Auto gefahren. Die haben ja ein eigenes Auto und in LM hat das Champion Team ein Auto vom Werk bekommen. Das war das Sebring-Sieger-Auto von Joest. Deren Wagen haben wir mit leichten Modifikationen an der Vorderachse gefahren.

GT-Eins:
Dann hast Du ja im Grunde in der besten Konstruktion gesessen, die es zur Zeit gibt. Kannst Du das so bestätigen?

RK
Ja, das ist ein unglaubliches Auto. Da stimmt alles dran. Vom Fahren her, vom Speed her, für die Mechaniker, von der Haltbarkeit; das ist ein rundum perfektes Auto. 

Champion-Audi
Audi-Pilot Ralf Kelleners im amerikanischen Champion-Audi 2001 in Le Mans 
Ich meine, perfekt ist nichts, aber der R8 kommt schon sehr nah ran an den perfekten Sportwagen. Man hat in jeder Situation, wenn man auf die Strecke rausgeht, ein perfektes Fahrverhalten. Es sind immer nur kleine Änderungen nötig.Es stimmt alles. Lenkung, Bremsen, Wings, selbst Kleinigkeiten.

GT-Eins:
Du bist nach der Verpflichtung von Johnny Herbert sehr schnell raus gewesen aus dem Team. Hat man dich da eigentlich vorher informiert oder bist Du da auch von überrascht worden ?

RK
Ne, ich bin überrascht worden. Ich hatte eigentlich noch den Supercup fix zu dem Zeitpunkt und hab dann mit Champion klar gemacht, daß wir die ALMS weiterfahren. Daraufhin habe ich den Supercup gecancelt. Eine Woche vor dem Rennen habe ich dann erfahren, daß sie sich doch für Johnny Herbert entschieden haben.

Ferrari 333 SP
Ralf im Risi-Ferrari 333SP (2001 in Daytona)
Bildquelle: Grand-Am-Website
Leider hatten wir nie Verträge gemacht. Tja und somit stand ich dann komplett auf der Straße und hab dann erstmal nicht mehr so die Lust gehabt, mich drum zu kümmern, um irgendwas zu fahren. Ich wußte das dieses Projekt von Risi in Planung war für das PLM und hab gesagt, ok ich mach dann 8 Wochen Pause und dann geht’s weiter

GT-Eins:
Davor hast du in Daytona den Risi Ferrari 333SP bewegt.

RK
Das war ein schöner Einsatz, aber leider zu kurz. Wir haben lange mit dem R&S von Weaver/Leitzinger gekämpft. Aber leider sind wir früh morgens ausgefallen mit Motorschaden. Aber es war insgesamt ein super professioneller Einsatz.

GT-Eins:
Was bist du in den letzen Jahren sonst noch gefahren? Ich hab Dich noch im ROC-VW und im Toyota GT-One in Erinnerung.
 

RK
Der Toyota war 1998/99. Dann bin ich zwischenzeitlich noch den Porsche GT1 von Champion und  letztes Jahr  in LeMans  für ROC auf dem Reynard in der LMP 675 Klasse gefahren. Dann bin ich noch auf dem Johansson Matthews Reynard LMP 900 gefahren.  Schließlich bin ich noch ca 4 Rennen für Kremer gefahren. Da haben wir ja auch in Kyalami den letzten Lauf 2000 gewonnen.

GT-Eins:
Die ROC-Reynard aus der LMP675-Klasse: was hatten die für Gewichte beim Auto? Meines Wissens waren die noch nicht bei 675KG.

RK
Das waren ungefähr 750 KG. In LM sogar noch ein wenig mehr.

GT-Eins:
Da wäre also noch riesig Potential! Hast Du noch Verbindungen zu ROC?

ROC-Reynard VW
Ralf Kelleners im ROC-Reynard VW bei der ALMS-Runde am Nürburgring 2000
Das Rennen beendete er als Klassensieger

RK
Nein, zu ROC selber nicht, nur zu Reynard hab ich noch ein bißchen  Kontakt . Da bleibe ich immer ein wenig auf dem Laufenden. Da scheint für nächstes Jahr auch wieder was geplant  zu sein.
 

Toyota GT-One
Ralfs Toyota GT-One 1999 in Le Mans
Teamkollege Thierry Boutsen verunfallte damit in der Nacht schwer
GT-Eins:
Was kannst du abschließend zum Toyota GT-One erzählen? Der war ja auch als absoluter Topsportwagen bekannt.

RK
Ja genau, Aber der war absolut nur für LM konstruiert. D.h. der war sehr auf Langlebigkeit ausgelegt  ; die komplette Motorenkonfiguration war für LM optimiert. Wir sind auch beim Testen nie eine andere Abstimung und Downforce gefahren, als die die man im LM braucht. Also für LM war das der absolute Superwagen

GT-Eins:
Wenn du den vergleichst mit dem Audi R8 in LeMans, war der Toyota die bessere Le Mans-Lösung?

RK
Ich weiß nicht, ob man sagen kann, daß der Toyota besser war oder ob ein LM-GTP generell besser ist als ein offener Sportwagen. Ich glaube, der Toyota war einfach konsequenter für LM gebaut., wobei der Audi mehr ein Allroundauto ist.

GT-Eins:
Was hast Du jetzt für Pläne, die nächstes Jahr betreffen? Ist da schon was fix?

RK
Nein, noch gar nichts. Eventuell fahre ich wieder Daytona mit Risi.

GT-Eins:
Dann wünsche ich noch viel Glück fürs Rennen und danke für das Interview.
 

Leider wurde nichts draus. Wegen eines Motorendefekts konnte Ralf, der die Pole-Position mit dem Lola herausgefahren hatte nicht zum Rennen starten. Für Daytona ist seine Teilnahme im letzten bis dato gebauten Ferrari 333SP von Risi allerdings schon fix, und danach gehts direkt weiter nach Sebring wo er wieder im MSB Ferrari Modena 360 sitzen wird.
 
 

Zurück zur Berichtseite

Zurück zur Leitseite