Der erste Sportwagenhöhepunkt des Jahres steht kurz bevor: die 24 Stunden von Daytona.

79 Wagen stehen nun insgesamt auf der Starterliste. 17 der großen SRP(=SR1)-Sportprototypen werden die Pole-Position am Freitag ausfahren. 5 R&S, 3 Lola, je 2 Ascari und Norma, sowie je ein Ferrari, Dallara, Crawford und Kudzu sind hier gemeldet. Aus deutschsprachiger Sicht interessant: der Dallara von Freddy Lienhardt, sowie der Champion Lola mit genau dem Porsche GT1-Motor der schon 1998 den Sieg in Le Mans einfuhr (Fahrer u.a. Lucas Luhr und Sascha Maassen). Die SRPII-Klasse besteht aus 7 Wagen: 4 Lola-Nissan und je ein Kudzu, Pilbeam und ein Picchio. Interessant hier: der mit Ralf Kelleners besetzte Lola-Nissan des Rand-Risi-Teams.

Mit 31 Wagen ist die GT-Klasse die wie immer umfangreichste Division. Allerdings diese Klasse in der GrandAm kein reiner Porsche Cup: zwar sind 19 Porsche (u.a. Seikel, Freisinger und RWS) am Start aber 4 BMW, 3 Ferraris 360&355 und je 2 Mosler MT900 und Marcos Mantis bieten hier eine Markenvielfalt die sich manche Meisterschaft gerne wünschen würde. Die in Amerika verbreiteten Trans Am-Wagen der AGT-Klasse werden schließlich mit 10 Fahrzeugen gelistet. 7 Corvettes sowie je ein Mustang, Oldmobile und Camaro werden hier den schnelleren Prototypen und GTS im Weg stehen.

Nach dem ersten Qualifying wird der Doran Dallara (Bild: Grand-Am-Website ) an der Spitze der Zeitenliste geführt. Didier Theys schaffte es in der 2-stündigen Nachtsession den Judd-betriebenen Boliden in letzter Sekunde auf die Pole-Position zu stellen. Platz 2 ging an den Ascari-Judd von Werner Lupberger, Rang 3 belegt der Crawford-Judd mit Jan Lammers. Schnellster GTS war erneut der Jaguar des Rocketsport-Teams, der sämtliche Saleen und Vipern abhängte. Knapp dahinter wird derzeit der Rand-Risi-Lola von Ralf Kelleners als führender der SRP2-Klasse geführt. Und in der GT-Klasse steht ein von Perspective Racing genannter Mosler MT900 mit Joao Barbosa auf der Pole.

73 Wagen sind schließlich übriggeblieben. Gleich um 19Uhr MEZ beginnen die 24h von Daytona. Im Konrad Saleen hat es eine Umbesetzung gegeben: Martin Short ersetzt dort Franz Konrad, der angeblich an diesem Wochenende unpässlich in Daytona verhindert ist, in dessen Saleen. Toni Seiler und Charly Slater sind hier seine Teamkollegen. Gerüchten zufolge soll Konrad übrigens wegen der kommenden ALMS-Saison mit Ralf Kelleners in Verhandlungen sein. Dieser (links abgebildet im Rand-Risi-Lola) gilt mit seiner Crew mittlerweile als heißer Kandidat für den Klassensieg. Und im Marcos LM600 evo wird das niederländische Tourenwagenass Duncan Huisman Cor Euser unterstützen. Die Pole in der GTS hat ja dort der unten abgebildete Jaguar des Rocketsport-Teams erzielt.

1.Stunde:

Der aus der Pole gestartete Doran-Lista Dallara von Didier Theys führt nach einer Stunde vor dem Dyson R&S und einem weiteren Elan-betriebenen R&S des Matthews-Teams. Der Champion-Lola-Porsche hat dagegen schon wegen Problemen 2 Stopps einlegen müssen und ist etwas zurückgefallen. Ebenso musste der Ascari-BMW wegen einer abgerissenen Aufhängung einen Service-Stopp einlegen. Der Rand-Risi-Lola führt die SRPII-Klasse an. In der GTS-Klasse führt der einzige gestartete Porsche 911GT1 des kanadischen Byztek-Teams vor einem der amerikanischen Saleens und dem Rocketsports-Jaguar. In der GT-Klasse ist einer der Seikel-Porsche in Führung gegangen, nachdem der Perspective-Mosler diese die erste 3/4-Stunde inne hatte.

2-3.Stunde:
Totgesagte leben länger: der Mosler Nr. 18 ist wieder unterwegs. Allerdings sorgt die erste Gelb-Phase nach etwa 1 1/2h wegen des auf der Strecke gestrandeten Champion-Lolas (Getriebeprobleme) für die erste Rennunterbrechung.

Freddy Lienhardt übernimmt den Dallara von Didier Theys, der vorab mit einem kleinen Lenkungsproblem zu kämpfen hatte. Dies lässt den Dallara im Feld zurückfallen und spült den Matthews und den Dyson-R&S an die Front. Zwar bekommen der Jaguar und der Rand-Lola auch eine Zeitstrafe, jedoch können sich beide die Klassenführung gegen Ende der Stunde 2 wieder zurückholen. Dagegen geht kurz vorher der Risi-Ferrari 333 SP an den beiden R&S vobei in Führung. Der Byztek-Porsche ist in der GTS-Klasse dagegen auf Platz 3 zurückgefallen. Übler hat es in dieser Klasse den Ultima GTR erwischt, der von seinem Fahrer in die Reifenmauer gestopft wurde. Interessant in der SRP2-Klasse: der Picchio-BMW wird schon auf Platz 3 geführt.

4-6.Stunde:
Auch zur Stunde 4 kämpfen der Risi-Ferrari und der Matthews R&S mehr oder weniger Rad an Rad um die Spitzenpositionen. In der GTS-Klasse kämpfen der Konrad-Saleen und der Marcos LM600evo um den 3. Platz hinter dem Byztek-Porsche und dem immer noch führenden Rocketsports-Jaguar. Gegen Ende der 4. Stunde dann rumst es in der 2. Steilkurve als der augenblickliche Pilot des RWS-GTS-Hybriden diesen massiv in die Wand setzt. Eine weitere Gelbphase wird nötig.

Der GT-Seikel-Porsche (links) kann seine Klassenführung knapp behaupten, kampft hier aber unter anderem mit dem Racers Group Porsche, auf dem die beiden Porsche-Junioren Bergmeister und Bernhard sitzen. Gegen Ende von Stunde 5 kann sich der Field-Lola kurzfristig an die Spitze des Feldes setzen. Dagegen bekommt nun auch der 2. Dyson R&S Probleme, nachdem zu Beginn des Rennens schon der erste Wagen lange zur Reperatur in der Box stand. In Rennstunde 6 greift dann der mit Mauro-Baldi besetzte Doran-Lista-Dallara wieder in den Kampf um die Spitze wieder ein. Gegen Ende des erste Rennviertels übernimmt man wieder die Spitze. Begünstigt wird man allerdings von Getriebeproblemen am Risi-Ferrari, der für eine längere Reperatur an die Box muß.

7-9.Stunde:

In der 7. Stunde gibt es bei einsetzenden Dämmerung eine weitere Gelbphase nachdem ein Porsche und ein Norma in den Reifenstapeln hängen. Offiziell ausgeschieden sind zu diesem Zeitpunkt schon die AVR-Viper mit Mike Hezemans, der Picchio, ein R&S und 2 AGT-Corvettes. Der Ascari-BMW (der 2. Ascari ist ja Judd-befeuert) muß noch einmal wegen einer Reperatur an die Box.  In Rennstunde 8 mogelt sich der Ascari-Judd dann erstmalig in die Top-3. Der Rand-Risi-Lola, nun mit Terry Borcheler besetzt, schleicht immer weiter nach vorne.  In Stunde 9 muß dann wegen Trümmern auf der Startgerade/kurve (vom RWS-Porsche?) wieder eine kurze Gelbphase ausgerufen werden. Immernoch kämpfen der Seikel-, der Freisinger- und der Racers-Group-Porsche um die GT-Führung. Drama für den Matthews-R&S der nach einem Reifenschaden beschädigt an die Box kommt. Nachdem ein Lola Öl verliert haut es den 3.plazierten Ascari in die Reifenstapel: Gelb!

10-12.Stunde:

Durch eine kurze Reperatur am Dallara übernimmt der Intersport-Field-Lola wieder die Führung. Der Byztek-Porsche geht in der GTS-Klasse in Führung. In der 11. Stunde taucht der kleine SRPII-Lola des Rand-Risi-Teams (Bild links) erstmalig auf Gesamtrang 3 auf. So weit vorne hat noch nie ein Wagen dieser Klasse bei diesem Rennen gelegen. Um nun noch einen draufzusetzten wird Ralf Kelleners wieder ins Cockpit gesetzt. Der Lola und der Dallara wechseln sich aufgrund von Boxenstops in der Führung ab, während der Lola von Ralf Kelleners der Spitze immer näher kommt. Dann muß der Dallara kurz vor der Halbzeit für eine längere elektrische Reperatur in die Box und verliert einige Runden auf den Lola.

13.-16.Stunde:
Aufgrund seines Vorsprungs kann sich der Intersport-Lola einen kurzen Reperaturstop wegen eines Heckschadens leisten ohne die Führung zu verlieren. Nach einer kurzen Gelbphase ist es dann soweit: der 2. plazierte Dallara verliert seine Position kurzfristig an den Lola von Ralf Kelleners. Wie weit kann die professionelle Rand-Risi-Truppe noch nach vorne kommen? Ist hier gar eine Sensation möglich? In der GTS taucht erstmalig die Labre-Viper auf Rang 3 auf.
In der 14.Stunde qualmt es schließlich bedenklich aus dem Heck des Risi-Lolas. Ein Getriebedefekt wird hier diagnostiziert und macht eine umfangreiche Reperatur nötig. Der Doran-Dallara und der Matthews-R&S nehmen wieder die obersten Positionen hinter dem führenden Intersport-Lola ein. Derweil verendet der erste der Dyson-R&S mit einem terminalem Motorproblem. Der nun wieder in der GTS führende Rocketsports-Jaguar liegt auf Gesamtrang 4, dahinter liegt der Byztek-Porsche.
Aufgrund anhaltender Reperaturen verlieren sowohl der Marcos LM600 evo als auch der Seikel Porsche mächtig Grund auf die Gegner. Der Champion-Lola muß noch einmal zu einer kurzen Reperatur reinkommen, jedoch verbleibt man in den Top 10 und macht weiter Boden gut.

In der GTS hat der kanadische Byztek-Porsche wieder die Fronthaube kanpp vorn vor dem Jaguar. Durchaus möglich daß mindestens einer dieser beiden zum Schluß auf dem Podium steht. Die bis auf Rang 8 zurückgefallene Rand-Risi-Truppe macht nun wieder Boden gut. Die Reihung an der Spitze bleibt weiter unverändert: Intersport vor Doran und Matthews. In Stunde 16 kommt das Ende für den RWS-GTS-Porsche 996. Erst wird das Heck des Wagens und daraufhin auch die 1.Steilkuve mit Öl eingesudelt und dann ein terminaler Motorschaden diagnostiziert. Man lag zeitweise auf Klassenrang 4-5. Nach 16h liegt Kelleners Lola wieder auf Rang 4, 20 Rd. hinter dem Führenden. Direkt dahinter in der selben Runde liegen der Porsche 911 GT1 und der Jaguar. In der GT-Klasse haben nun beide Racers-Group-Porsche (rechts) die Führung übernommen und liegen auf Rang 8&9.

17.-18.Stunde:

Drama für einige Top-10 Wagen: Den Byztek-Porsche (links) hat es aufgrund eines Ventilschadens zerrisen. Dadurch ist der Rocketsports-Jaguar wieder in Führung gegangen. Die Labre-Viper (auf dem Bild dahinter) wird den 2. Platz in der GTS Klasse erben - und der 40 Runden dahinter liegende Konrad-Saleen wohl Platz 3. Aus auch für den wohl letzten gebauten Ferrari 333SP des Risi-Teams nachdem Panoz-Werkspilot David Brabham diesen in der Infield-Sektion beidendig verstümmelt hat. Ebenfalls Schluß ist für den Ascari-Judd. Die Judd-Motoren beweisen wieder einmal ihre 24h-Schwäche - das macht dem Champion-Lola Porsche-Team Mut. Anfangs hatte man auch ein Getriebeproblem und nahm das Rennen fast von der letzten Position wieder auf. Nun sitzt man wieder fest in den Top-10. Nach dem Aus des GT1 liegt man sogar auf Rang 5. Der Rand-Risi-Lola liegt nun wieder auf Rang 4.

Auch der führende Lola läuft nicht ohne Probleme - ein unwilliger Anlasser macht jeden Boxenstop zu einer spannenden Angelegenheit. 6 Stunden vor Ende ist das Rennen noch lange nicht entschieden.
Stand bei 3/4 des Rennens: Intersport-Lola (536 Runden) vor Doran-Dallara (527) und Matthews R&S (516). Dahinter Rand-Lola (515), Champion-Lola (507), Rocketsport-Jaguar (505), Racers-Group-Porsche (500), der stationäre Porsche GT1, die Labre-Viper (493) und der Orbit-Porsche als 2.bester GT.

19.-22.Stunde:
Sonnenaufgang: Die Labre-Viper liegt nun entgültig auf Klassenplatz 2. Dagegen liegt der Rand-Risi-Lola unangefochten mit fast 30 Runden vor dem nächsten Wagen seiner Klasse, dem Archangel-Lola - und ist mit Gesamtrang 4 nun ein fester Anwärter auf einen Gesamt-Podiumsplatz.

Dann das Drama für die Führenden: die Kupplungsprobleme des Intersport-Lola (links) führen zu einem größeren Service. Mit 4 Runden Rückstand auf den nun wieder führenden Doran-Dallara geht man anschließend wieder ins Rennen. Auch die Aufholjagd des Champion-Lolas hat nach einem Bruch im Getriebe ein vorläufiges Ende. Schlechter Lohn für eine atemberaubende Aufholjagd! Die professionelle Truppe kann das Problem jedoch bald wieder fixieren und verliert nur wenige Runden. Zusammenfassend kann man jetzt schon sagen daß die Prototypen noch deutlich haltbarer sind als noch vor einem Jahr. Noch sind 4 der SRP und 2 SRP2 in den Top-10. Die (technische) Überraschung des Rennens ist der GTS-/ Trans-Am-Jaguar des Rocketsports Teams der als Gesamt-6 Führender der GTS-Klasse ist. Eine solche Haltbarkeit hat bei dem Speed keiner vorher der Hütte zugetraut. Die gute Vorstellung des Gesamt-4. Rand-Risi- Lolas zeugt von einer professionellen Vorbereitung. Und der Perspective-Mosler schlägt sich mit dem 14. Gesamt-Rang (6. in GT) ebenfalls mehr als achtbar.

23&24.Stunde:
2 Stunden vor Ende erreicht der Dallara die Sieger-Distanz des letzten Jahres: 656 Runden. Für die Endturns werden nun die Top-Fahrer in die Wagen gesetzt. Mauro Baldi setzt sich in den führenden Dallara, Ralf Kelleners in den 3. plazierten Lola und Timo Bernhard in den Racers-Group Porsche.
In der letzten Stunde passiert dann nicht mehr viel: der Rocketsports-Jaguar kommt noch 2 mal für kleinere Chassisreperaturen an die Box, behält jedoch seine Führung. Der Konrad-Saleen setzt sich als GTS-Dritter fest. Kurz vor dem Fallen der karierten Flagge wird Freddy Lienhardt in den Doran-Dallara gesetzt. Nur wenige Minuten später fährt er den ersten großen Triumph der italienischen Konstruktion ein.

Didier Theys, Max Papis, Mauro Baldi und Freddy Lienhardt gewinnen die 24 Stunden von Daytona auf dem Doran-Lista Dallara-Judd mit einer Distanz von 716 Runden. Zum ersten Mal seit 3 Jahren ist wieder ein Prototyp bei diesem Klassiker erfolgreich. Der Elan-befeuerte R&S von Jim Matthews, Roby Gordon, Scott Sharp und Guy Smith  läuft dahinter als 2. ein. Dritter wird schließlich die Rand-Risi-Mannschaft mit Ralf Kelleners, Terry Borcheler, Anthony Lazarro und Bill Rand, die als Sieger der SRP2-Klasse das bislang beste Ergebnis eines "kleinen" Prototypen einfahren. Der Rocketsports-Jaguar dürfte die überraschendste Konstruktion der diesjährigen Ausgabe des Klassikers sein. Mit dem 4. Gesamtrang und als Sieger der GTS-Klasse ist es auf jeden Fall eine der erfolgreichsten.