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9.2.2000 ; von H.Gallinnis

Interview mit Klaus Graf  (Panoz-Werkspilot)

Er ist unser deutscher “Rocket-Man” : Klaus Graf ist seit dem vergangenen Jahr als Werkspilot im Panoz-Team tätig. Dem Team das seit seiner Gründung konstant für genau die Schlagzeilen sorgt die uns Sportwagenfans immer so interessieren, seien es die ungewöhnlichen, aber bärenstarken und sauschnellen Wagen, die Erfolge (oder Niederlagen), die Renngeschichten usw. . Zudem sorgt Teamchef, Firmengründer, Sportwagenmäzen und “Macher” Don Panoz seit seinem Einstieg in den Rennsport für die Reanimierung der Sportwagenszenen in Amerika und weltweit und bildet seitdem vielleicht den Gegenpol zu Bernie Ecclestone und seiner FIA, der der Szene bislang vielleicht gefehlt hat. Direkt involviert in die Testarbeit mit dem vielleicht innovativsten und wichtigsten Sportprototypen-Werk unserer Tage hat der ehemalige deutsche F3 und Carrera-Cup-Pilot den direktesten Einblick in die aktuellen Geschehnisse. Grund genug für GT-Eins das Angebot anzunehmen sich direkt mit dem Werkspiloten über die ALMS, Le Mans, den Sportwagen-Weltcup und natürlich die Panoz-Community zu unterhalten. Das vorliegende Interview wurde via Email geführt, kurz bevor Klaus Graf sich zu den Sebring-Tests diese Woche aufmachte.

Klaus Graf
Klaus Graf

:  Als Einstieg vielleicht eine kurze Zusammenfassung ihrer Rennkarriere, für diejenigen denen ihr Name vielleicht noch nicht so geläufig ist?
Klaus Graf (K.G.):  Nach meinem Einstieg in den Rennsport war ich zuerst mit meinem eigenen Team in der Formel Ford unterwegs, bevor ich 1993 für Walter Lechner Racing  die Deutsche sowie die Österreichische Formel Ford Meisterschaft gewonnen  habe. Dannach war ich in der Formel 3 unterwegs, wo ich 1995 Werksfahrer bei  Opel im Team von GM Motorsport war. Ende 1996 habe ich mich entschieden die  Formelschiene zu verlassen, nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen, um in die Sportwagen- und Tourenwagenszene zu wechseln. Mit dem Porsche Carrera  Cup habe ich 1997 die ideale Mischung aus Tourenwagen und Sportwagen gefunden und konnte die Saison im tolimit Team als dritter und somit als bester Rookie in der Geschichte des Cups beenden.1998 bin ich dann das erstemal auf einem LMP-Auto gefahren und habe an der Seite von Ray Bellm in einem Ferrari 333 SP die ISRS für das Lanzante Team bestritten. Darauf folgten Ende 1998 die ersten Testfahrten für Panoz Motorsport und 1999 wurde ich als Werksfahrer bei Panoz verpflichtet.

:  Wie kamen sie zu den Sportwagen ?
K.G.: Mit dem Carrera Cup 1997 habe ich mir die Möglichkeit offen gehalten,
sowohl Sportwagen als auch Tourenwagen in Zukunft zu fahren, da der Carrera
ein wenig beide Sparten abdeckt. Nachdem ich dann die Chance hatte für
Lanzante den Ferrari zu testen, habe ich mich Anfang 1998 für die großen
Sportwagen entschieden.

:  Wie fand der Einstieg in Don Panoz´s Werksteam statt?
K.G.: Nach meinen guten Leistungen im Ferrari, haben ich zusammen mit meinem Berater Christian Kuhn im Herbst 98 bei beim damaligen Panoz-Direktor Tony Dowe um eine Testfahrt gebeten, bei der ich Ihn und Don Panoz anscheinend von meinen Fähigkeiten überzeugen konnte und ich so den Platz für 1999 erhalten habe.

:  Wie ist die Arbeitsatmosphäre im Panoz-Team und das Verhältnis zu Technikern und Fahrern?
K.G.: Eine der Stärken des Panoz Teams sind sicherlich die Leute die zusammenarbeiten. Im Vergleich zu den "Grossen Werksteams" sind wir immer noch eine vergleichsweise kleine Truppe und nur durch sehr gute Zusammenarbeit zwischen Technikern und Fahrern sowie unter den Fahrern sind solche Erfolge möglich.

:  Und welches Verhältnis haben sie zu ihrem Chef Don Panoz?
K.G.: Ein sehr persönliches wuerde ich sagen. Ihm gefällt es , wenn er auf der Rennstrecke mit seinen "Jungs" zusammen sein kann und sich locker unterhalten kann. Ansonsten ist er natürlich extrem beschäftigt und es ist manchmal schwer Kontakt zu halten.

:  Man hat den Eindruck daß sie hauptsächlich für Testfahrten zuständig sind und die Renneinsätze leider ein wenig zu kurz kommen?
K.G.: Das hat für 1999 sicherlich zugetroffen, aber ich hoffe das wird sich 2000 ändern.

:  Wenn ich richtig informiert bin, dann waren sie auch an der Entwicklung des Q9-Hybrid-Versuchsfahrzeugs beteiligt. Wie ist der Stand dieses Projekts gewesen, als es eingestellt wurde und gibt es diesbezüglich weitere Planungen bei Panoz?
K.G.: Bevor ich richtig involviert wurde, wurde das Projekt leider eingestellt und es war einfach noch nicht rennreif. Die Größe und die Kühlung der Batterien waren die Hauptprobleme.

:  Gegen Ende letzten Jahres war ja auch von einem neuen GT-Fahrzeug von Panoz für die FIA-GT-Meisterschaft die Rede. Wissen sie näheres über das Projekt?
K.G.: Über den Stand dieses Projekts habe ich leider keine Information.

:  Don Panoz war ja immer schon für aufsehenerregende Entwicklungen gut, sei es auf technischer oder organisatorischer Ebene. Welche Pfeile hat er im Augenblick noch im Köcher mit denen er die Sportwagenfangemeinde verblüffen will?
K.G.: Für den Moment wird unser LMP Schritt für Schritt weiterentwickelt und
es wird versucht eine Kundenbasis aufzubauen.

:  Wie haben sie das PLM letztes Jahr mit dem Konrad-Team erlebt?
K.G.: Es war eigentlich nicht ein Einsatz vom Konrad Team, sondern das Auto wurde von J+P Motorsport unter der Leitung von Julian Randles eingesetzt. Ausser den Problemen im Rennen haben wir eine solide Leistung gezeigt. Ich für meinen Teil war mit meiner Leistung sehr zufrieden.

Graf im Panoz
Klaus Graf beim Petit Le Mans 1999

:  Es sollte ja letztes Jahr auch zu einem Gastauftritt der Sportwagen an der Noris kommen. Waren sie enttäuscht als dieser Event abgesagt wurde und wissen sie näheres zu den Hintergründen?
K.G.: Natuerlich war ich entäuscht. Ich hätte dort absolute Siegchancen gehabt. Die Hintergründe haben sicher mit dem Rückzug von Mercedes nach den Vorfällen in Le Mans zu tun.

:  Wie sieht die Planung für dieses Jahr aus? Stehen weitere ALMS-Rennen auf dem Programm ausser Sebring? Z.B. Nürburgring ?
K.G.: Neben Sebring plane ich fix für Le Mans, Nürburgring und das Petit Le Mans mit dem Panoz Team.

:  Mit Joest-Audi und Schnitzer-BMW stehen Panoz in der ALMS in diesem Jahr gleich 2 Top-Werksteams gegenüber. Wie schätzen sie die Chancen für die Panoz-Mannschaft ein?
K.G.: Es wird sicherlich extrem schwer, die Erfolge vom letzten Jahr zu wiederholen. Trotzdem glaube ich ,daß wir wieder sehr gut vorbereitet sind und sicher auch in diesem Jahr Siegchancen haben. In Sebring wird man das erstemal die Kräfteverhältnisse sehen.

:  Welche Weiterentwicklungen sind am LMP-Roadster für die ALMS- und SWWC-Saison 2000 noch vorgenommen worden?
K.G.: Es wird in allen Bereichen immer versucht das Fahrzeug weiterzuentwickeln. Stillstand ist Rueckschritt im Motorsport. Zu Details kann ich natürlich nicht viel sagen. Aber das Auto hat noch viel Potential. Auch mit unserem Reifenpartner Michelin haben wir einen sehr starken Partner.

:  Wie sieht es dieses Jahr für Le Mans aus, nachdem Mario Andretti als letzter Werksfahrer für das Panoz-Team benannt worden ist? Werden sie evtl. in einem der Dave Price-Teams starten?
K.G.: Das ist bisher noch nicht fixiert, aber es waere eine denkbare Alternative in Le Mans auf einem der Kundenautos für Panoz zu starten.

Panoz in Le Mans 99
Panoz LMP-Roadster in Le Mans 1999

:  Wäre ein Einsatz im Sportwagen-Weltcup ebenfalls denkbar?
K.G.: Auf jedenfall ! Ich möchte gerne mehr Rennen bestreiten und wir arbeiten auch an einigen Möglichkeiten. Ich habe  von Don Panoz auch die Freigabe andere Fahrzeuge als den Panoz LMP-Roadster zu fahren .

:  Auf welche Ergebnisse möchten sie am Ende des laufenden Jahres zurückblicken können?
K.G.: Ein oder zwei Topergebnisse bei den langen Rennen wären toll und ich möchte meine Leistungen weiter bestätigen, um mich für 2001 für ein volles Engagement in einem Werksteam zu empfehlen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die kommende Saison!

Die Fotos stammen von der Webseiten von Klaus Graf und der American Le Mans Serie.

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