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17.5.99 ; von H.Gallinnis

Ardennenschlacht - 3.ISRS-Lauf: 500km von Spa Francorchamps

Das 3.Rennen der ISRS in Belgien am 16.5 begann 3 Tage zuvor nur scheinbar mit einer Enttäuschung. Von den zuerst vollmundig angekündigten 30 Autos blieben am Tag der technischen Abnahme nur 20 Wagen über. Auch auf dieser Rennserie lag der Schatten von Le Mans, da einige der Topteams, wie Kremer, R&S Europe oder Solution F, es vorzogen, ihre Wagen für den Klassiker an der Sarté zu schonen. Andere, wie z.B. das Gebhardt-Team fehlten, da sie ihre Wagen nicht rechtzeitig fertiggestellt hatten. Insgesamt stellten sich nur 11 SR1-Teams der Herausforderung der Ardennenachterbahn. Die kleinere SR2-Klasse, von Le Mans nicht betroffen, stand jedoch mit einer Rekordbeteiligung von 9 Wagen am Start, was die Zuschauer vorerst ein wenig versöhnte.

Spa 16.5.99
Der meisterschaftsführende JB-Ferrari 333SP von Collard & Sospiri hinter Radillion

Im Vorfeld des Rennens hatte Serienpromotor John Mangoletti mit einer mutigen Entscheidung für Aufsehen gesorgt. Thomas Bscher, bekannt aus besseren BPR- und FIA-GT-Tagen, war an den Kopf der Serie herangetreten, die seit einer Woche den Beinamen Sportscar World Cup trägt. Es ging darum, den Vorjahres-BMW-LM Sportwagen für die ISRS zuzulassen. Obwohl dies mit Sicherheit eine Bereicherung der Serie gewesen wäre, verstößt der Wagen gegen 2 wichtige Zulassungsvorschriften: er ist nicht frei bei BMW erhältlich und wenn doch dann läge der Chassis-Preis weit über dem ISRS-Limit von 500.000 Dollar. Dem Wunsch von Bscher wurde daher nicht entsprochen. Das hinderte den Bankier jedoch nicht daran im Brums-Ferari Nr.5 mit ins Steuer zu greifen.

Im freien Training zeigte sich schon wie in Monza, daß die JB-Ferraris in dem Lola entgültig ihren Meister gefunden haben. Während der Wagen der Meisterschaftsführenden Collard und Sospiri gar nicht erst aus der Box kam, legten Jean-Marc Gounon, Eric Bernard und Christophe Tinseau in der 2 freien Session mit 2:08.4 die schnellste Runde auf den belgischen Asphalt, womit sie schon mal eine ganze Sekunde schneller waren, als Mauro Baldi und Laurent Redon im JB Nr.2. Der BMS-Ferrari Nr.23 und der Riley&Scott Nr.15 des Target-Teams folgten dahinter.

DAMS-Lola T98/10 Judd
Der Alptraum aller Ferrari-Teams - DAMS Lola Judd Nr.12 mit Eric Bernard, Jean Marc Gounon & Christoph Tinseau am Steuer

In der Qualifikation konnte das DAMS-Team die Dominanz noch steigern: 2:07,715 standen zum Schluß auf dem Tableau. Damit waren sie 1,2 Sekunden schneller als Collard und Sospiri in der Nr.1, die wiederum eine halbe Sekunde auf ihre Teamkollegen Baldi und Redon gut hatten. Knapp hinter dem 4.platzierten BMS-Ferrari von Monchini und Pescatori konnte sich der zweite Judd-befeuerte Wagen, der R&S des Target 24-Teams festsetzten. Der RWS R&S-BMW Nr.25 von Günter Blieniger und Luca Rizzitelli konnte sich mit einem Rückstand von 8 Sekunden auf den Leader auf dem 8 Platz festsetzten. Die rote Laterne des SR1-Feldes trug der holländische BPR-Kremer-Porsche.
Dabei war die Pole des DAMS in den letzten Minuten des Trainings noch arg gefährdet. Der Osella Nr.54 mit Valerio Leone am Steuer hatte sich aufgrund eines Lenkungsproblems in der LaSource gedreht. Auf der langsamen Fahrt zur Eau Rouge hinunter fährt Leone Schlangenlinien um die Lenkung zu checken während von hinten der Lola mit 270km/h heranbraust. Der Lola rammt den Osella fast ungebremst und fliegt in die Reifenstapel ab. Für den Lola stand ein Aufhängungsschaden hinten zu Buche. Nachdem das mit roter Flagge unterbrochene Training wieder aufgenommen wurde versuchten die beiden JB auf der letzten Rille dem DAMS noch die Pole zu entreissen - vergebens !
In der SR2-Klasse waren die Tampollis mal wieder die schnellsten. Der Wagen Nr.55 von Amati/Lancelotti konnte sich dabei vor der 56 von Merzario/Maccato platzieren. 3. wurde hier der überraschend starke Sighniolfi des italienischen Turbomotor-Teams. Den letzten Platz belegte aufgrund von Motorproblemen der MBR Nr.51 von B.Shaw und Heinrich Langfermann. Die Mark-Bailey-Truppe war diesmal erstmals mit 2 Wagen angetreten, um die Entwicklung ihrer Wagen voranzutreiben. Mehr zu diesem Team demnächst in einem Sonderbericht auf diesen Seiten.

Am Start zum Rennen, der wegen des ausgedehnten Rahmenprogramms ( 15(!)Rahmenrennen am gesamten Wochenende) eine halbe Stunde später als geplant erfolgte, ereignete sich ein für das Target-Team folgenschwerer Zwischenfall. Beim Betanken des R&S-Judds Nr.15 entzündete sich überlaufender Sprit. Zwar konnte das Feuer sofort erstickt werden,so daß Motor und Chassis keinen Schaden nahmen, jedoch mußte der Wagen zum Check aus seiner 5.Startposition herausgeholt werden und das Rennen von ganz hinten aufnehmen. Bei einem 500km eingentlich kein großes Hindernis - könnte man meinen ...

Start
Start zu den 500km von Spa

Beim Start zum Rennen setzt sich der schwarze Lola Nr.12 sofort in Front, gefolgt von den beiden JB-Ferraris Nr.1&2 und der gesamten Ferrari-Meute. In der SR2-Klasse können die Tampollis ihre Vormachtstellung beim Sprint runter zur Eau Rouge ebenfalls behaupten. Am Ende der ersten Runde liegt der DAMS ebenfalls noch vorne, während dahinter Emmanuel Collard sich dem Druck seines Teamgefährten beugen mußte. Die Reihung in der SR 1 lautet 12/2/1/23/25/22/4/5/6/15/7. Im Pulk der SR2-Wagen dahinter geht für den Osella von E.Gozzo ein total verkorkstes Wochenende in Form einer riesigen Ölwolke zuende - Motorschaden. Das zwischen Eau Rouge und Radillion verstreute Öl liegt hier denkbar ungünstig, so daß die gelbe Flagge gezeigt wird. Das an dieser Stelle reduzierte Tempo sorgt zuerst dafür, daß die Spitzengruppe zusammen bleibt. Lediglich der BMS-Ferrari Nr.23 von Pescatori & Monchini kann das Tempo halbwegs mitgehen, während sich der Target-R&S vehement nach vorne kämpft: 1.Runde 10.; 3.Runde 7.; 5.Runde 6. und 7.Runde 5. . In der Zwischenzeit liefern sich die beiden JB´s ein hartes Duell um den 2.Platz der mehrfach wechselt. In der 10.Runde schließlich kauft sich Mauro Baldi den DAMS. Das Duell der 3 Führenden hat das Paket der 3 Wagen so beschäftigt, daß der BMS-Ferrari aufschließen konnte. 2 Runden später ist auch Collard vorbei. Die Zuschauer bekommen ein atemberaubendes Rennen geboten.

In der 14.Runde eröffnet der DAMS den Reigen der Boxenstops. Parallel dazu rodelt Thomas Bscher am Steuer des Brums-Ferraris in das Kiesbett, kann aber später die Fahrt fortsetzen. Nachdem alle ihren 1.Halt absolviert haben lautet die Reihung in der 20.Runde 2/1/23/12/15 ; nur diese Wagen sind noch in einer Runde. In der kleinen Klasse führt der Tampolli Nr.56 von Oldie Arthuro Merzario vor dem Debora Nr.99 von Pierre Bruneau. In dieser Klasse sind bis dato der Osella (Motorschaden), der MBR von Richard Fores (Ölleck) und der Picchio von Gianni Giudichi auf der Strecke geblieben. In Runde 25 verbremst sich Mauro Baldi in der führenden Nr.2 massiv vor der Bus-Stop-Schikane. Mit Mühe kann er beim Dreher sowohl den Anschlag an den Reifen, als auch den Abschuß des Teamkollegens vermeiden, doch dieser nutzt den Faux-Pas und schlüpft vorbei in die Führung. Der zurückliegende Lola kauft sich zwischenzeitlich den Ferrari Nr.23 und liegt damit wieder auf dem 3.Platz. Unterdessen nimmt der Kremer des holländischen BPR-Teams ausgangs der Bus-Stop-Schikane einen Reifenstapel mit und strandet mit Aufhängungsschaden gegenüber der Boxengasse. Dies ruft in der 33.Runde das Safety-Car auf die Strecke, was alle Teams zu ihrem fälligen Boxenstop nutzen.

Bus-Stop-Schikane
Kurz vor der Safety-Car-Phase an der Bus-Stop-Schikane: Mauro Baldi liegt noch in Führung.

Am Neustart lautet die Reihung der in der Führungsrunde liegenden Wagen 1/12/2/23/15. Aufgrund eines Vorfalls während der Safety-Car-Phase wird der führende Ferrari jedoch in die Box zur Stop&Go-Strafe zitiert. Die Führung geht damit wieder an den schwarzen Lola mit der Nr.12 und verbleibt auch bei diesem bis zum dritten und letzten Boxenstop. Dieser geschieht in der 44. Runde: der Lola fährt vor seiner Box vor und ... bleibt stehen ! Ein Schaden an der Radmutter bedeutet das Aus für den bis dahin souverän führenden Wagen. Tiefe Enttäuschung beim DAMS-Team, während man bei JB-Giesse aufatmet.

Target R&S Judd
Nach dem Ausfall des DAMS der einzige verbleibende JB-Herausforderer: der Target 24 Riley&Scott

Laurent Redon in der 2 meldet mit einer schnellsten Rennrunde seinen Anspruch auf den Rennsieg an. Der letzte Stint wird jedoch zur Alex Caffi-Show. In seinem Target R&S mit der Nr.15 holt der schnelle Italiener auf Platz 3 liegend immer mehr auf : 7 Runden vor Schluß liegt er nur 5 Sekunden hinter der zweit-platzierten Nr.1 von Sospiri und 9 Sekunden hinter dem Führenden, eine Runde später sind es nur 8 Sekunden, dann 7, dann 6, ... und 3 Runden vor Schluß wieder 8. Das Target-Team beschließt die Punkte einzufahren und Caffi steckt zurück. So kommt es zur obligatorischen JB 1-2 im Endergebnis. Der Target Nr.15 wird 11 Sekunden dahinter Dritter. Auch der Ferrari Nr.23 befindet sich noch mit dem Leader in der selben Runde. Der RWS R&S wird mit 3 Runden Rückstand als 7. gewertet.

Sieg für Baldi/Redon
Zielflagge für Baldi/Redon

In der SR2-Klasse haben nur 3 Wagen das große Sterben überlebt. Der Tampolli von Arthuro Merzario fährt hier die Lorbeeren ein, 2 Runden vor dem Debora von Pierre Bruneau. Der Sighniolfi ist zwar noch im Rennen, liegt aber wegen einer langen Reperaturpause soweit zurück, daß er nicht mehr gewertet wird. Den zweiten Tampolli hatte nach einem Ausritt von Giovanna Amati ein technischer Defekt ereilt. Der MBR von H.Langfermann und B.Shaw hatte ein Kupplungsschaden ereilt.

SR2-Triumph für Merzario/Maccari
SR2-Sieg für den Tampolli Nr.56

Auf dem Podium der SR2-Klasse stehen somit nur 2 Teams. Merzario und sein Co Maccari sorgen für etwas sizillianisches Lokalkolorit auf dem Treppchen. Sozusagen als Einstimmung für den nächsten Lauf in Enna-Pergusa.

SR2-Podium Spa
Das SR2-Podium : Sieg für Merzario/Maccari

In der SR1 ist den JB-Angestellten auf dem Podium die Erleichterung über den geschenkten Doppelsieg durchaus anzusehen.

SR1-Podium in Spa
1.Sieg für Laurent Redon und Mauro Baldi - Glückwunsch

Man bricht dem JB-Team sicher keinen Zacken aus der Krone wenn man ihnen bescheinigt, diesmal den Sieg mit etwas Dusel herausgefahren zu haben. Was wäre geschehen wenn der DAMS gehalten hätte ? Oder was wenn der Target R&S vor dem Start nicht flambiert worden wäre? Die Judd-befeuerten Wagen sind auf jeden Fall auf dem Vormarsch, und für die Ferrari brechen ganz schwere Zeiten an. Apropos schwer: in Enna werden die JB´s 25 bzw. 20 Kilo zuladen müssen. Der Lola dagegen wird fliegen ...

Endergebnis

Platz Startnr. Fahrer Team Land Wagen Runden
1 2 M.Baldi (I) L.Redon (F) JB Giesse Team Ferrari F Ferrari 333 SP 65
2 1 E.Collard (F), V.Sospiri (I) JB Giesse Team Ferrari F Ferrari 333 SP 4´´,442
3 15 A.Caffi (I), A.d.Lorenzi (I) Target 24 I Riley & Scott - Judd 10´´,943
4 23 E.Monchini (I), C.Pescatori (I) BMS Scuderia Italia I Ferrari 333 SP 1´16´´,887
5 22 A.Zadra (I), M.Zadra (I) BMS Scuderia Italia I Ferrari 333 SP -2
6 4 E.Calderari (CH), L.Brynner (CH) Auto Sport Racing I Ferrari 333 SP -2
7 25 G.Blieniger (D), Riccitelli (I) RWS Motorsport D Riley & Scott - BMW -3
8 56 A.Merzario (I), P.Maccari (I) Cauduro Tampolli I Tampolli-Alfa -6
9 99 P.Bruneau (F), J.F.Yvon Pr.Bruneau Racing F Debora-BMW -8
  12 J.M.Gounon, E.Bernard, C.Tinseau (F) DAMS F Lola T98/10 - Judd 44
  5 G.Lavaggi (I), G.Mazzacane (RA), T.Bscher (D) GLV Brums MC Ferrari 333 SP 42
  55 G.Amati (I), Lancelotti (I) Cauduro Tampolli I Tampolli-Alfa 37
  62 R.Tonetti (I), F.Francioni (I) Turbomotor I Signiolfi-Alfa 37
51 B.Shaw (GB), H.Langfermann (D) Mark Bailey Racing GB MBR-Rover 36
7 B.Ploeg, R.Papenburg (NL) BPR Competition NL Kremer-Porsche K8 23
  6 Waaijenberg (NL), V.d.Lof (NL) Dutch National Racing NL Ferrari 333 SP 14
  57 G.Giudici (I), Ralmondi (I) Giudici Martini I Picchio-BMW 13
  50 R.Fores, I.Giles (GB) Mark Bailey Racing GB MBR-Rover 13
  54 V.Leone, M.Gozzo (I) Luigi Taverna Racing I Osella-BMW 1

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