GT-One-Logo
6.7.99 ; von H.Gallinnis

Schlangenbraten - 4.FIA-GT-Lauf in Budapest

Beim 4. Fia-GT-Lauf auf dem Hungaroring in Ungarn fehlten leider die Hauptherausforderer der überlegenen Oreca-Vipers. Das Lister-Werksteam war mit seinen GT2-Storms statt in die Pusta zuhause nach England zurückgefahren, um dort den britischen Saisonhöhepunkt besser vorbereiten zu können. Beim GP-Meeting in der kommenden Woche will man dort neben dem GT1 gleich 3 GT2 Lister an den Start bringen, die Teamchef Laurence Pearce natürlich optimal vorzubereiten gedenkt, schließlich fährt im Vorprogramm des Rennens die F1.
Nachdem der neue Marcos auch in Ungarn nicht zum Einsatz kam - bei Testfahrten hatte der neue, stärkere Motor den kompletten Antriebsstrang zerbröselt - vermissten die Zuschauer am Renntag am schmerzlichsten die Lokalmatadoren des Bovi-Teams, die ihren Porsche im Training irreperabel verbogen hatten. Das dies beim Rennen jedoch nicht ins Gewicht fiel, lag schließlich an der geringen Anzahl der einheimischen Zuschauer. Während die FIA optimistisch von 10000 Besuchern sprach (dort rundet man wohl immer auf ganze 10000 auf), schätzten die anwesenden Reporter die Zahl, trotz günstigen Wetters, auf bestenfalls 1500, die die nur 22 Autos sehen wollten. Braucht es noch weitere Anzeichen, daß die Meisterschaft in der Krise steckt?

Im Training frustrierte die Oreca Mannschaft wieder das komplette Feld: Pole-Position für Beretta & Wendlinger, trotz 70kg Handikapgewicht. Gleich dahinter die Teamkollegen mit dem jetzt Meisterschaftsführenden Jean-Phillipe Belloc, der diesmal von Dominic Dupuy unterstützt wurde - beide mit 65 kg Handikapgewicht unterwegs. Wieviel Kilo braucht man noch um die Oreca-Vipers einzubremsen? Gleich dahinter konnte sich Sascha Maassen, der diesmal Michael Eschmann und Paul Hulverscheid im Roock-Porsche Nr.5 unterstützte, platzieren. Man erinnere sich: vor einem Jahr konnte Maassen in Ungarn das einzige Mal in der  ganzen Saison einen Porsche vor den Oreca-Vipers platzieren. Die Teamkollegen Claudia Hürtgen und Stephane Ortelli folgten in Reihe 2. Die dritte Reihe belegte der gewohnt starke Freisinger Porsche von Wolfgang Kaufmann und Michel Ligonnet, zusammen mit der Belmondo Viper von Belmondo Gosselin und Clerico.

Am Start gingen die in den französichen Nationalfarben lackierten Chrysler erwartungsgemäß in Führung. Allerdings konnten sie sich in den ersten Runden nie entscheidend vom silbernen Porsche Maassens absetzen. Dem Trio folgten die schnellsten Porsche von Freisinger, Roock und Konrad. Als erster fiel der Roock 911 von Ortelli dank Problemen mit dem Ladedruck aus dieser Reihe. Man konnte das Rennen zwar später fortsetzen und sogar die schnellste Rennrunde drehen, jedoch war dies angesichts von 5 Runden Rückstand nur ein schwacher Trost.

Im Laufe des Rennens stieg schließlich wie gewohnt der Vorsprung der Oreca-Vipers auf die Porsche zunehmend an. Langsam aber sicher tankte sich dagegen der Konrad Porsche mit Franz Konrad und Bob Wollek nach vorne. Zum einen, da das langstreckenerfahrene Duo, im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten, fehlerfrei agierte. Zum Anderen kam im weiß-blauen Auto ein sequentielles Getriebe zum Einsatz. Just dieses war aus den Roock-Porsche aus Sicherheitsgründen nach einem Schaden im Training wieder entfernt worden. Dabei war ein ähnlicher Defekt, wie der der Ortelli & Hürtgen in Hockenheim eine gute Platzierung gekostet hatte, aufgetreten.
Die Entscheidung über den Rennsieg fiel schließlich beim 2.Boxenstop. Als Beretta zum Wechsel an Wendlinger hineinkam, funktionierte die Tankanlage nicht wie gewohnt, so daß man mehr als eine Minute auf die führenden Teamkollegen verlor. Belloc konnte sich in der Folge sogar einen Dreher erlauben, während der lange Karl vergeblich die Viper bis aufs Letzte ausquetschte um den Rückstand aufzuholen - vergebens!

Oreca-Viper
Siegreiche Oreca-Viper - hier noch ein Bild aus LeMans

Somit konnte Jean-Phillipe Belloc mit Dominic Dupuy seine Tabellenführung gegenüber den Teamkollegen Beretta und Wendlinger in Ungarn sogar noch auf 6 Punkte ausbauen. Gute Dritte wurden abermals die GT-Haudegen Bob Wollek und Franz Konrad, die mit einer konstanten aber schnellen Fahrt den letzten Podiumsplatz sichern konnten. Ein Drama gab es in der letzten Runde noch beim Kampf um den 4.Platz. Vann & Gläsel hatten diesen durch ihre Zweistop-Strategie fast sicher, als ihnen in den letzten Runden schließlich das Benzin ausging. Wolfgang Kaufmann lieferte sich mit Toni Seiler einen harten Kampf um den geerbten 4.Platz, als eingangs der 2.Kurve der Schweizer einen Bremspunkt jenseits von Gut&Böse wählte und dabei den Freisinger Porsche von der Bahn rempelte. Dieser schaffte zwar den Weg zurück auf die Bahn, jedoch konnte vorher noch der Roock-Porsche von Paul Hulverscheid vorbeihuschen und sich somit den 5.Platz sichern. Wie dick der Hals von Kaufmann nach dem Rennen war kann sich wohl jeder vorstellen.

Als nächstes steht der Lauf im belgischen Zolder am 18.7 auf dem Programm. Durch die Zusammenlegung mit der populären Belcar werden hoffentlich mehr Zuschauer anwesend sein. Ob neben den Lister auch mehr Autos antreten werden, darf dagegen noch bezweifelt werden. Die Oreca-Vipers werden dann beide 100kg zuladen müssen. Ob dies ausreicht um ein anderes Team zum Gewinnen zu ermutigen ? Jedenfalls erhält die Meisterschaft durch den teaminternen Kampf zwischen den gesetzten Wendlinger/Beretta und Jean-Phillipe Belloc zusätzliche Würze.
Die kommenden Rennen werden jedenfalls zeigen müssen, ob die Meisterschaft in dieser Form noch im nächsten Jahr Bestand haben wird.

Endergebnis

Platz Startnr. Fahrer Team Land Wagen Runden
1 2 J.P.Belloc (F), D.Dupuy Viper Team Oreca F Chrysler Viper - GTS-R 104
2 1 O.Beretta (F), K.Wendlinger (A) Viper Team Oreca F Chrysler Viper - GTS-R ´-11´´,442
3 7 F.Konrad (A), B.Wollek (F),  Konrad Motorsport D Porsche 911 GT2 -1
4 19 N.Amorim (P), T.Seiler (GB) Chamberlain Motorsport GB Chrysler Viper - GTS-R -1
5 5 M.Eschmann, P.Hulverscheid, S.Maaßen (D) Roock Racing D Porsche 911 GT2 -1
6 15 W.Kaufmann (D), M.Ligonnet (F) Freisinger Motorsport D Porsche 911 GT2 -1
7 4 A.Ahrle (D), H.Haupt (D) Roock Racing D Porsche 911 GT2 -1
8 18 C.Gläsel (D), C.Vann (GB) Chamberlain Motorsport GB Chrysler Viper - GTS-R -2
9 22 M.Hezemanns (NL), S.Widmann (D) Paul Belmondo Racing F Chrysler Viper - GTS-R -2
10 21 P.Belmondo, Gosselin, E.Clerico (F) Paul Belmondo Racing F Chrysler Viper - GTS-R -2
11 77 R.Nearn (GB), E.Palmberger (D), N.Smith (GB) Seikel Motorsport D Porsche 911 GT2 -3
12 11 M.Neugarten (CH), P.Gouslard (F), Cappellari (I) Haberthur CH Porsche 911 GT2 -3
13 33 A.Kumpen, J.F.Hemroulle (B) GL PK Racing Team B Chrysler Viper - GTS-R -3
14 10 C.Euser, H.Buurmann (NL) Marcos Racing International NL Marcos LM 600 -4
15 24 H.Felbermayr, H.Felbermayr Jr.(D) RWS Motorsport D Porsche 911 GT2 -5
16 3 C.Hürtgen (D), S.Ortelli (F) Roock Racing D Porsche 911 GT2 -5

Zurück zur Berichtseite

Zurück zur Leitseite